IHKLW-Umfrage: 70 Prozent der Befragten erwarten negative Auswirkungen.
Regionale Unternehmen sind stark von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine betroffen: Rund 70 Prozent der rund 100 Unternehmen, die Anfang März bei einer Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) teilgenommen haben, gehen von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung aus. Neben Umsatzeinbußen erwarten die befragten Unternehmen insbesondere steigende Kosten durch höhere Beschaffungspreise (69 Prozent), Probleme in der Lieferkette und Logistik (47 Prozent) sowie verstärkte Handelshemmnisse durch die beschlossenen Sanktionen (37 Prozent). Dass Sanktionen wirtschaftliche Folgen haben, hat sich bereits in der Vergangenheit gezeigt: Die Sanktionen gegen Russland im Nachgang der Krim-Annexion beförderten Russland von Platz 11 auf Platz 17 bei den niedersächsischen Exportmärkten.
„Die russische Invasion in der Ukraine ist nicht nur unter politischen und humanitären Aspekten eine Tragödie. Dieser Krieg hat auch weitreichende Folgen für die regionale Wirtschaft“, sagt IHKLW-Präsident Andreas Kirschenmann: „Allein aus unserem IHKLW-Bezirk haben 142 Unternehmen Verbindungen nach Russland und 102 Unternehmen Verbindungen in die Ukraine. Unsere Unternehmen sorgen sich sehr um die Mitarbeiter vor Ort und um ihre wirtschaftliche Zukunft.“
Angesichts der derzeitigen Krise hat die deutliche Mehrheit der Unternehmen umgehend Maßnahmen ergriffen. 31 Prozent der Betriebe geben an, ihre Geschäftsbeziehungen nach Russland und in die Ukraine abgebrochen zu haben. 27 Prozent der Unternehmen suchen wiederum nach alternativen Lieferanten und Abnehmern. Und ebenfalls 27 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie Maßnahmen zur finanziellen Absicherung ihrer Geschäftstätigkeiten eingeleitet haben.
Russland ist zugleich weltgrößter Erdgasexporteur und die drittgrößte erdölexportorientierte Nation weltweit. Deutschland bezieht aktuell mehr als die Hälfte seines Erdgases aus Russland. 69 Prozent der befragten Unternehmen rechnen in diesem Zusammenhang mit steigenden Energiekosten. „Hohe Energiepreise wären wachstumshemmend und würden die Erholung der Wirtschaft nach Corona erheblich bremsen“, sagt Andreas Kirschenmann: „Die wichtigste Schlussfolgerung aus der jetzigen Krise ist deshalb, schnell unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden. Hierfür muss jetzt der Bau der niedersächsischen Flüssiggas-Terminals mit Nachdruck vorangetrieben werden. Volkswirtschaftlich sind von der aktuellen Entwicklung sowohl die Angebotsseite durch gestiegene Produktionskosten als auch die Nachfrageseite durch die hohen Energiekosten betroffen. Wir rechnen hier mit deutlich nachfragedämpfenden Effekten aufgrund der zusätzlichen Belastungen für die Haushalte und der aktuell hohen Inflation.“
An der IHKLW-Blitzumfrage teilgenommen haben Betriebe aller Branchen, 51 Prozent aus dem Produzierendem Gewerbe/Industrie, 17 Prozent aus dem Großhandel, 14 Prozent kommen aus dem Dienstleistungssektor sowie neun Prozent aus der Tourismusbranche. 40 Prozent der befragten Unternehmen haben Exportgeschäfte nach Russland und 33 Prozent in die Ukraine.