NILS LÖWE Sein Topthema im Vorstand lautet Nachhaltigkeit – Zu abstrakt? Da kommt er schnell zur Sache!
Nicht erst seit der Energiekrise ist Nachhaltigkeit ein Thema, das insbesondere Unternehmen bewegt. Ein Grund: Potenzielle Mitarbeiter fragen schon mal gezielt nach, wie es denn um den CO2-Abdruck bestellt ist. Wer da nichts vorzuweisen hat, ist schnell auf der Verliererseite und hat Probleme, Auszubildende der „letzten Generation“ zu bekommen, denn die schauen kritisch hin. Das bedeutet: Der an sich abstrakte Begriff muss mit Leben gefüllt werden. Das ist eine der Aufgaben, die Nils Löwe, Gründer und Mitinhaber des Harburger IT-Unternehmens Lionizers, im Wirtschaftsvereinsvorstand verantwortet. Er ist quasi beruflich vorbelastet, denn die Geschäftsidee basiert auf dem Glauben an eine bessere Welt. Eben eine nachhaltige Welt.
Löwe: „Der Bezirk Harburg hat ein sehr ambitioniertes Klimaschutzziel formuliert. Und da stellt sich für unseren Verein die Frage, welchen Beitrag die Wirtschaft beisteuern kann, um diese Ziele zu erreichen.“ Und schon wird es konkret: „Gemeinsam mit dem Bezirksamt planen wir eine Veranstaltung im Januar, bei der es darum gehen wird, das Solarzellen-Potenzial im Gewerbe zu ermitteln. Es gibt so viele Hallen- und Bürohausdächer, die ungenutzt sind. Auf diese Flächen gehören Photovoltaikanlagen. Und mittlerweile wissen wir wohl alle: Jeder Quadratmeter zählt.“
Nun ist Halle nicht gleich Halle. Bevor aus einer schnöden Halle ein Sonnenkraftwerk wird, sind viele Dinge zu klären. Da geht es zum Beispiel um die Tragfähigkeit (Statik) des Gebäudes, Fragen der Finanzierung, die Anschlussoptionen an das öffentliche Stromnetz, die Frage der Eigennutzung und möglicherweise auch die Bereitstellung, sprich Verpachtung, dieser Flächen an interessierte Investoren. Nils Löwe weiß, dass der Wirtschaftsverein da ein dickes Brett bohren will, denn vielfach scheitern Konzepte schon im Ansatz. So sieht das Harburger Klimaschutz-Konzept vor, die Dachflächenpotenziale aller Schulen auf die Solar-Fähigkeit hin zu überprüfen – was aber im Hamburger Gebäudemanagement bislang nicht gerade auf Gegenliebe gestoßen sei, so Löwe. Sein Ansatz: „Für solche Einzelprojekte könnte man ein Crowdfunding machen, um das Geld zusammenzubekommen. Unser Ziel muss sein, 200 bis 300 KW Leistung auf jedes Dach zu bringen.“
Eigentlich sprechen wir über Energie
Unabhängig von diesem sehr konkreten Vorhaben sagt Nils Löwe: „Wenn wir über Klimaschutz sprechen, dann sprechen wir eigentlich über Energie. Dieses Thema beschäftigt uns im Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden auf vielfältige Weise. Jeweils am ersten Mittwoch des Monats laden wir für 12 Uhr zur Online-Runde ‚hy noon‘ ein und lassen Experten zu Wort kommen, die sich mit Wasserstoff befassen. Wasserstoff könnte ein großes Thema für den Hamburger Süden werden, vor allem, wenn das stillgelegte Kohlekraftwerk in Moorburg zum Elektrolyseur umgebaut wird, der aus Wind- und Sonnenenergie grünen Wasserstoff produziert. Das könnte eine ganz neue Ära im Süden Hamburgs einleiten.“ Dazu zählt auch das erste Wasserstoff-Symposium in Harburg, das der Wirtschaftsverein gemeinsam mit dem Tempowerk veranstaltet hat (Seite 27).
Zu den Angeboten des Vereins zählen auch regelmäßige „Industrie-Frühstücke“, bei denen Vertreter der großen Industriebetriebe zusammenkommen und sich austauschen. Topthema derzeit: Energie. Top-Antwort aus Sicht von Nils Löwe: „Nachhaltigkeit. Wir müssen viel mehr Geld in die Forschung investieren, um Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Das ist kein Anti-Industrie-Thema. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit funktioniert nur mit der Industrie. Ich sehe eine große Bereitschaft in den Unternehmen, an diesen Zielen mitzuwirken. Allerdings sehe ich auch, dass die
Möglichkeiten vielfach limitiert sind – durch zu hohe Kosten und zu viel Bürokratie.“