Zwei spannende Jahrzehnte mit fast unglaublichen Bezügen zur aktuellen Lage

Wirtschaftsverein Hamburger SüdenArnold G. Mergell || Foto: Wirtschaftsverein Hamburger Süden

Schon gehört? Die Podcastserie „75 Jahre Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden“– Dieses Mal mit den Zeitzeugen Arnold G. Mergell und Frank Horch.

In diesem Jahr feiert der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden ein echtes Jubiläum: 75 Jahre lang stehen die Akteure für die Belange der Harburger Wirtschaft ein, wenn es darum geht, sich in der Hansestadt Hamburg zu positionieren. 75 Jahre bedeuten aber auch sieben Jahrzehnte mit teils aufregenden Ereignissen und Entwicklungen. Im B&P-BusinessTalk kommen monatlich Zeitzeugen zu Wort, die jeweils für eine Dekade sprechen – im Mai und Juni waren das der stellvertretende Vorsitzende Arnold G., Mergell, der die 70er-Jahre kommentiert, und der ehemalige Harburger Industriemanager und spätere Wirtschaftssenator Frank Horch, der Einblicke in die 80er-Jahre beisteuert. Im Juli wird die Podcastserie unterbrochen, im August geht es dann weiter mit den 90er-Jahren.

Der Podcast-Termin bei Hobum Oleochemicals im Harburger Hafen hatte es in sich: Soeben diskutierte Deutschland darüber, ob „Frieren für die Ukraine“ nicht eine gute Idee sei. Einfach mal auf Gas verzichten, um Putin den Geldzufluss zu kappen. Klingt logisch, ist aber von einer Tragweite, die kaum jemand in Gänze erfassen kann. Während des Gesprächs mit Arnold G. Mergell wird im Hintergrund eine große Menge Gas verbrannt – die Brenner erzeugen hohe Temperaturen für die chemischen Prozesse, die im Unternehmen permanent laufen. Die Gasleitung im Maschinenraum ist so dick, die könnte auch das Abwasser eines Vierfamilienhauses aufnehmen.

Vorprodukte für die Industrie

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Hobum Oleochemicals produziert spezielle Vorprodukte für die Industrie (Lacke, Farben, Klebstoffe) und beispielsweise die Bio-Variante der Weichmacher, die dafür sorgen, das Dichtungen von Schraubverschlüssen nicht aushärten. Mergell: „In jedem zweiten Schraubverschluss in Deutschland ist ein auf pflanzlicher Basis hergestellter Weichmacher von uns.“ Angenommen, der Gashahn würde abgedreht, wäre das aktuell das Aus der Produktion – ein existenzielles Thema, wie der Geschäftsführer und Gesellschafter betont.

Wir wollen über die 70er Jahre sprechen. Eine Dekade, die vielen Zeitgenossen vor allem durch leere Straßen in Erinnerung geblieben ist. Nach dem arabisch-israelischen Jom-Kippur-Krieg ließen die Opec-Staaten den Ölpreis steigen. Im November 1973 beherrschte die erste Ölkrise die Schlagzeilen. Die künstliche Verknappung sorgte in der breiten Masse für das Bewusstsein, dass fossile Energieträger endlich sind. Mergell war damals gerade mal drei jahre alt und bekam von dieser Krise nichts mit, aber: „1979 kam die zweite Ölkrise – an die erinnere ich mich durchaus, denn es gab sogar Fahrverbote.“ Dass Energie heute das große Thema ist, wundert ihn zwar nicht, aber als Unternehmer kommen da schwierige Fragen auf.

Die Dekade der Globalisierung

Wir springen in die 80er-Jahre – die Dekade der Globalisierung, die 1989 mit dem Mauerfall und der daraus resultierenden „Go-East-Bewegung“ endete. Frank Horch war damals bereits als Manager bei der Phoenix AG in Harburg aktiv. Für ihn persönlich waren die 80er die Phase der Internationalisierung. Große Unternehmen gingen weltweit auf Tournee, nicht nur um günstig zu produzieren, sondern: „Das internationale Engagement bedeutete für mich vor allem Markterweiterung. Die 80er waren die Aufbaujahre der Globalisierung.“ In einem spannenden und kompakten Podcast erzählt Frank Horch aus dieser Zeit, die auch durchaus skurrile Erlebnisse bereit hielt. Legendär ist die Geschichte einer Reifenfabrikeröffnung in China, zu der der damalige Chef von Thyssen-Krupp Industries aus Harburg eingeladen war und auf einen Maschinenpark made in China mit Label Made in Germany stieß.Rückblickend hält Frank Horch die Globalisierung nicht für einen Fehler, diese Phase habe dazugehört. Heute seien die Abhängigkeiten jedoch durchaus auch kritisch zu sehen. Was auch zu den 80er-Jahren zählte: die Eröffnung der TU Harburg (heute TU Hamburg) – ein Meilenstein für Hamburg und ganz speziell Harburg, wie der ehemalige Wirtschaftssenator in dem Talk würdigt. Welche Rolle der Wirtschaftsverein in jenen Jahren spielte, wird ebenfalls deutlich herausgestellt. 

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