Potenziale, Pläne und Patente

Foto: Wolfgang BeckerEröffneten den HHIS 2022: Handelskammer-Präses Norbert Aust (von links), Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, Wissenschafts­senatorin Katharina Fegebank, Handwerkskammer-Präsident Hjalmar Stemman und Uni- Präsident Prof. Dr. Hauke Heekeren im Gespräch mit Moderatorin Eva Schulz. || Foto: Wolfgang Becker

Der Hamburg Innovation Summit 2022: Aufbruchstimmung an der Wasserkante .

Freedom Day auch in der Hamburger Fischauktionshalle: Nachdem sich der Hamburg Innovation Summit (HHIS) zwei Jahre lang überwiegend digital durch die Pandemie gerettet hatte, jetzt das große Aufatmen, als Cheforganisatorin Anette Eberhardt nicht nur 1200 Anmeldungen, sondern auch eine spannend besetzte Hausmesse vermelden konnte. Mit einem abwechslungsreichen Programm, inspirierenden Keynotes und postpandemischer Aufbruchstimmung erlebten Besucher wie auch Aussteller Innovationsklima pur. Der HHIS fand zwar zum wiederholten Male direkt an der Hamburger Waterkant statt und hat mit der historischen Halle auch eine wirklich passende Heimat gefunden, er wird aber dennoch stark auch von Engagement der HHIS-Begründer aus dem Hamburger Süden geprägt.

Unter dem Titel „Futter bei die Fische – Innovation findet Stadt“ eröffnete eine „Elefantenrunde“ den Hamburg Innovation Summit: Mit Handelskammer-Präses Norbert Aust, Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, Handwerkskammer-Präsident Hjalmar Stemman und Uni-Präsident Prof. Dr. Hauke Heekeren traf Politik auf Wirtschaft und Wissenschaft – und auf Moderatorin Eva Schulz. Aust bestätigte den Eindruck, der sich mittlerweile an vielerlei Entscheidungen und Entwicklungen ablesen lässt: „Krisen beschleunigen Innovationen.“ Das gelte sowohl für die Pandemie, ja „selbst für den bedauerlichen Krieg“.

Wo ist die Innovationshauptstadt?

Anzeige

Dass die Hansestadt für den Wirtschaftssenator der bundesdeutsche Innovationsstandort schlechthin ist, überrascht nicht, denn West­hagemann wird nicht müde, die Hamburger Potenziale, Pläne und Patente hervorzuheben. Laut Uni-Präsident Hauke Heekeren, seit März im Amt, dürfte vermutlich Berlin den Titel der Innovationshauptstadt für sich in Anspruch nehmen, aber: „Hamburg hat klar Standortvorteile. Hier herrscht mehr Tempo, und die Wege sind kürzer.“ Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank bezog sich bei dieser Frage auf das Thema des HHIS, der dieses Mal der Materialforschung gewidmet war: „Hier hat Hamburg ein Alleinstellungsmerkmal und ist klar der Top-Standort.“

Um was es sich dabei handelt, konnten Besucher zumindest teilweise an den Ständen der HHIS-Messe finden, wo unter anderem die Universitäten vertreten waren – für die TU Hamburg aus Harburg am Start: Prof. Dr. Andreas Liese, Leiter des Institute of Technical Biocatalysis, der gemeinsam mit Daniel Niehaus vom Institut für Mehrphasenströmung in einem experimentellen Aufbau die Wirksamkeit eines Treibstrahlschleifenreaktors demonstrierte.
Im Wesentlichen geht es dabei um die Frage, wie sich möglichst viel Gas in einer Flüssigkeit binden lässt. Oder einfacher gesagt: Wie
entwickele ich einen wirklich effizienten Sodastream . . .

„Wir müssen schneller werden“

Handelskammer-Präses Aust forderte in der Diskussion: „Wir brauchen eine Ermöglichungskultur. Und wir müssen schneller werden.“ Damit traf er ganz sicher nicht nur den Nerv der Zuhörer, sondern bediente zugleich eine Forderung, die deutschlandweit immer lauter wird. Aust: „Da müssen wir nur mal nach Dänemark schauen. Die wissen, wie das geht. Während dort bereits an der Belt-Querung gebaut wird, arbeitet sich Deutschland noch an den Einsprüchen ab.“ Wenn schon „Futter bei die Fische“, dann eben richtig.

Einen ganz anderen Aspekt brachte der HHIS ebenfalls hervor, denn offiziell wird zwar von der Metropolregion Hamburg gesprochen, doch irgendwie kommt das Umland wohl zu kurz – ablesbar an einer Frage, die Jens Wrede, Geschäftsführer der WLH Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH, in den Chat schrieb: „Warum geht es eigentlich trennscharf immer nur um Hamburg?“ Hintergrund: Die WLH baut in Buchholz mit dem Innovationspark Nordheide einen 5G-Campus auf – ein homogenes Testfeld für die Übertragung von Daten in Echtzeit (zum Beispiel für autonomes Fahren oder Drohnensteuerung). Vergleichbares gibt es weit und breit nicht.

Anzeige

Die Antwort dürfte nicht in Gänze befriedigt haben, denn als Beleg für grenzüberschreitende Zusammenarbeit führten die Senatoren vor allem die enge Kooperation mit Schleswig-Holstein an, was bekanntlich auf der anderen Seite der Hansestadt liegt. Katharina Fegebank bestätigte, dass es einen teils harten Wettbewerb zwischen den Bundesländern gibt, sagte aber immerhin: „Wir grenzen uns nicht ab.“ Und: „Wir haben unser Sichtfeld deutlich erweitert.“ Das allein müsste Raum für Innovationen auch im Administrativen ermöglichen, damit Innovationen nicht nur (Hanse-)Stadt finden . . .

>> Web: https://hamburg-
innovation-summit.de/