Klimawerkstatt Stade meldet Riesennachfrage nach Gebäude- und Heizungs-Checks – Berater kommen kaum nach.
Als die Klimawerkstatt im Landkreis Stade e.V. 2015 gegründet wurde, schien der Klimawandel noch eher ein theoretisch drohender Zustand in einigermaßen entfernter Zukunft zu sein. Selbst die Zunahme von Starkregenereignissen wie im Ahrtal, die Intensität der Stürme sowie die stetig steigende Erderwärmung und das daraus resultierende Artensterben hatten dann nicht genug Überzeugungskraft, Klimaschutz zum Volkssport werden zu lassen. So zynisch es klingt: Erst die Energiekostenexplosion in Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sorgt jetzt für ungeahnte Bewegung – auch spürbar in der Region Stade. Silvia Groth, Geschäftsführerin der Klimawerkstatt, berichtet auf B&P-Nachfrage: „Wir erleben bei unseren Beratungsleistungen einen wahren Boom. Bereits im März stieg die Nachfrage nach unserem Eignungs-Check Heizung so stark an, dass die Berater nicht mehr hinterherkamen. Wir mussten einen Annahmestopp beschließen. Erst im Mai konnten wir wieder neue Anfragen annehmen.“ Kurz: Die neutralen und dazu kostenlosen Beratungsangebote der Klimawerkstatt Stade, die von Beratern der Verbraucherzentrale durchgeführt werden, sind gefragt wie nie – das Konzept, getragen von Unternehmen und Kommunen, geht voll auf.
Die Gründung der Klimawerkstatt geht auf eine Initiative der Stadtwerke Stade zurück. Frank Bünte, Geschäftsbereichsleiter Vertrieb, ist bis heute Erster Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins, der drei Ziele verfolgt: die Förderung der Energiewende und der Wertschöpfung im Landkreis Stade, die Unterstützung der Klimaschutzziele im Landkreis Stade und die Senkung der Energiekosten und des Energieverbrauchs durch gesteigerte Energieeffizienz bei Wohngebäuden, Betrieben und öffentlichen Einrichtungen. Was den Erfolg wesentlich ausmacht: Die Beratungsangebote, beispielsweise der Gebäude-Check, werden in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale neutral angeboten und sind für den Hauseigentümer kostenlos. Mehr noch: Niemand, der zu Hause die Heizungstechnik oder den energetischen Zustand seines Gebäudes prüfen lässt, gerät unter Zugzwang, einen Auftrag vergeben zu müssen.
Silvia Groth, seit einem Jahr Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins, kann beeindruckende Zahlen vorweisen: „Seit Bestehen der Klimawerkstatt haben wir insgesamt 1500 Checks durchgeführt, darunter 882 Gebäude-Checks.“ Mit diesem Angebot war die Klimawerkstatt 2015 an den Start gegangen. Bis heute hält die Nachfrage an – und sie nimmt aktuell sogar stetig zu. Die teils massiv gestiegenen Energiekosten für Gas und Heizöl bewegen immer mehr Hauseigentümer dazu, sich aktiv Gedanken über Energiesparmaßnahmen oder alternative Technik zu machen. Kurz: Der Abgesang auf die fossilen Brennstoffe wird immer lauter, was an der riesigen Nachfrage nach Beratung abzulesen ist.
Finanziert wird der vorbildliche Service über die Beiträge der derzeit 16 Voll-Mitglieder. Die bezahlen je nach Einwohnerzahl (kommunale Mitglieder) oder Umsatz (Unternehmen) einen Jahresbeitrag zwischen 500 und 5000 Euro. Gegründet wurde die Klimawerkstatt von den Stadtwerken Stade und Buxtehude, den Unternehmen Lindemann, NDB und Hasselbring sowie der Kreissparkasse Stade, der Volksbank Stade-Cuxhaven eG und der Sparkasse Stade-Altes Land. Mittlerweile gibt es 16 Mitglieder mit Stimmrecht sowie ein Dutzend weitere mit Förderstatus. Das Portfolio der Serviceleistungen, mit denen die Klimawerkstatt Aktionen ihrer Kunden auslösen will, ist breit aufgefächert worden. Frank Bünte: „Wichtig ist es uns nicht nur, klimaschonende Maßnahmen in die Wege zu leiten, sondern auch, die Wertschöpfung in der Region zu halten. Wir fördern die Beratungen, aber den Auftrag erhält am Ende ein Unternehmen – möglichst aus unserer Region.“
Zahlreiche Veranstaltungen, Bildungsangebote, Workshops und Projekte zum Thema Klimaschutz runden das Angebot des Vereins ab. Auch hier wurden mit den Jahren immer neue Ideen entwickelt. wb
Web: www.klimawerkstatt-stade.de
