„. . . und plötzlich muss ich mich selbst verkaufen!“

Foto: B&PSeit 2006 als Recruiterin im Personalwesen selbstständig: Corinna Horeis ist regional tätige Beraterin, Vermittlerin, Headhunter, Vermarkterin, Vertrieblerin, Netzwerkerin, Strategin, Kreativkopf und „Kümmerer“ in einer Person – nachzulesen auf ihrer Homepage || Foto: B&P

Corinna Horeis über die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt und den zunehmend spürbaren Fach­kräftemangel.

Seit Jahren befasst sich die Buchholzerin Corinna Horeis mit den Untiefen des Arbeitsmarktes und berät Unternehmen insbesondere bei der Personalgewinnung. Jetzt hat sie für B&P ein „Haus“ konstruiert und unter dessen Dach alle Aspekte aufgelistet sind, die im Zusammenhang mit diesem Thema stehen. Herausgekommen ist eine umfängliche Stichwortsammlung – jedes für sich betrachtet ein Anlass, sich als Unternehmer oder Personalverantwortlicher Fragen zu stellen. Passend dazu gibt sie in ihrem ersten B&P-BusinessTalk ihre Sicht zum Thema Fachkräftemangel ab.

Stichworte wie Unternehmenskultur und Arbeitgebermarke wecken automatisch Assoziationen, man meint zu wissen, was darunter zu verstehen ist. Beim konkreten Ausformulieren kann es dann schon mal haken. Während die Kultur für das Ganze steht (Werte, Ziele, Vision, Strategie, Produkte/Leistungen, Umgang mit Kunden), fokussiert sich die Arbeitgebermarke auf die Sicht der Mitarbeiter, auch der potenziellen, auf das Unternehmen. Corinna Horeis: „Eine Marke steht für etwas Besonderes. Sie sagt etwas über den Umgang mit Mitarbeitern aus und stellt im besten Sinne Alleinstellungsmerkmale heraus, etwas, was mein Unternehmen von anderen unterscheidet. Diese Merkmale gilt es herauszukristallisieren. Kultur und Marke sind untrennbar miteinander verbunden.“

Erst unterhalb dieser Ebenen entfaltet sich der Kosmos von Personalgewinnung und Personalbindung. Der Übergang ist fließend. Während mit der Candidate Journey eigentlich die Reise des Bewerbers vor der Ankunft im Unternehmen beschrieben wird, beginnt der Onboarding-Prozess tatsächlich schon in dieser Phase – also vor dem ersten Arbeitstag. Vorausgesetzt, im Unternehmen herrscht eine Kultur der Wertschätzung. Corinna Horeis: „Das ist der Punkt. Konkret geht es darum, vielleicht schon mal eine Vorab-Info zuzuschicken oder auf ein bestehendes Firmen-Event hinzuweisen und dazu einzuladen. So merkt der neue Kollege bereits vor dem ersten Tag, dass er wahrgenommen wird. Das vermittelt Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Einfach ausgedrückt lautet die Botschaft: Wir freuen uns auf Sie.“

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Das macht den Unterschied

Es sind häufig diese kleinen atmosphärischen Impulse, die den Unterschied machen. Und die das Onboarding von vornherein auf die Erfolgsschiene setzen. Corinna Horeis ist sich allerdings im Klaren darüber, dass der hier umfassend beschriebene Prozess mit seinen etwa 50 Punkten insbesondere von kleinen Unternehmen kaum geleistet werden kann: „Wenn es keine Personalabteilung gibt, dann dürfte das eine Überforderung sein. Diese Aufgaben erledigen sich nicht so nebenbei. Da aber in Zeiten des Fachkräftemangels hier die entscheidenden Weichen gestellt werden und Mitarbeitergewinnung perspektivisch in vielen Unternehmen zu einer existenziellen Frage wird, empfiehlt es sich gegebenenfalls, diesen Aufgabenbereich auszugliedern und in professionelle Hände zu geben. Der Handwerksmeister und Unternehmer kann sich dann weiter um sein Kerngeschäft kümmern, während ein externer Personaler Aufgaben wie Recruiting, Onboarding und Bindung übernimmt. Letzteres ist schließlich das Ziel, denn der neue Mitarbeiter soll ja nicht nur gut ankommen und herzlich begrüßt werden, sondern auch bleiben. Weil hier passende Kandidaten gefunden werden müssen, bekommt das Recruiting immer mehr Wertigkeit. Wenn das gut läuft, steigen die Chancen immens, Fachkräfte zu gewinnen und zu binden.“

Und weiter: „Der Personalmangel stellt viele Unternehmen vor ganz neue Herausforderungen, denn sie müssen nicht mehr nur ihre Produkte oder Dienstleistungen anpreisen, sondern auch sich selbst. Marketing betrifft dann plötzlich auch den Auftritt als Arbeitgeber – das Personalmarketing ist die Klammer. Das ist in vielen Köpfen noch nicht wirklich angekommen.“

>> Web: www.horeis-consult.de

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