Andrea Pistorius leitet den
Personalbereich bei der Volksbank Lüneburger Heide eG.
Sie ist verantwortlich für knapp 600 Mitarbeiter und rund 40 Auszubildende sowie die Verwaltung der Betriebsrenten von 200 Ruheständlern: Andrea Pistorius, Bereichsleiterin Personal bei der Volksbank Lüneburger Heide eG, und ihr neunköpfiges Team sind täglich mit den Herausforderungen der Personalsuche konfrontiert. Noch, so sagt sie, sehe es an der Bewerberfront relativ gut aus. Aber die Volksbank stellt sich flexibler auf. So wird seit diesem Jahr erstmals ein neuer Ausbildungsberuf angeboten: Künftig werden auch Bürokaufleute ausgebildet – eine Chance für junge Leute, die in der Region leben und arbeiten wollen.
Neuer Ausbildungsberuf: Büromanagement
Andrea Pistorius: „Pro Jahrgang bilden wir 13 bis 15 Bankkaufleute aus und bislang haben wir auch jedes Jahr gute Bewerber gefunden. Aber die Zahl der Bewerbungen geht zurück. Da die Volksbank ein Unternehmen in der Fläche ist, versuchen wir, möglichst Azubis und duale Studenten aus der Region zu bekommen – allein schon, um die Fahrtwege gering zu halten. Alle ein bis zwei Jahre bilden wir auch IT-Fachleute und in größeren Abständen Immobilienkaufleute aus. Neu ist jetzt das Büromanagement, denn es gibt zahlreiche Tätigkeiten, bei denen das tiefe Bankenwissen nicht zwingend erforderlich ist. Früher war das so, aber hier hat sich einiges verändert. Gerade im Kundenservice und auch in der Assistenz geht es vielmehr um das Interesse am Umgang mit Menschen.“
Viele Kollegen stehen kurz vor dem Renteneintritt
Die vergangenen zwei Jahre haben den Digitalisierungsgrad in der Branche massiv beschleunigt. Die Personalchefin: „Das gilt auch für uns. Viele Schulungen finden heute digital statt. Aber ganz ehrlich: Wir freuen uns auch wieder auf Präsenzveranstaltungen. Gerade für Auszubildende ist es nicht förderlich, wenn sie nur vor dem Rechner sitzen. Für eine innerbetriebliche soziale Entwicklung sind auch Präsenzschulungen wichtig.“
Auch die Volksbank Lüneburger Heide eG bereitet sich auf die Auswirkungen des demografischen Wandels vor: „In den kommenden fünf Jahren werden sich vergleichsweise viele Kollegen in den Ruhestand verabschieden. Da gehen nicht nur vertraute Gesichter, da geht auch viel Kompetenz und Spezialwissen verloren“, sagt Andrea Pistorius. „Wir versuchen, einen fließenden Übergang zu schaffen, indem wir den Kollegen zwischen 63 und 67 Jahren ein Ausstiegsfenster anbieten.“
Im Gegenzug rücken junge Menschen nach. Die Generation der Heranwachsenden ist auf mobiles Arbeiten und Flexibilität programmiert. Auch darauf hat die Volksbank bereits reagiert. Und noch etwas hat die Personalleiterin registriert: „Die Frage ‚Was will ich eigentlich?‘ wird lauter. Es geht immer mehr um das Thema Sinnstiftung. Viele Bewerber wollen Einfluss nehmen, ihre Ideen platzieren und Verantwortung übernehmen. Hinzu kommt, dass die Neigung, ‚andere Dinge’ auszuprobieren, zugenommen hat.“
Und was ist mit Berufung, Leidenschaft und Ehrgeiz?
Was nicht verwundert, weil der Arbeitsmarkt suggeriert, dass Arbeitslosigkeit keine echte Bedrohung ist. Andrea Pistorius: „Wenn junge Leute mit der Botschaft ‚Du kannst alles machen!‘ aufwachsen und auch so erzogen werden, dann werden Arbeitsverhältnisse unverbindlicher und die Orientierung fällt schwerer. Es geht aber doch auch um Fragen wie Berufung, Leidenschaft für ein Thema und Ehrgeiz. Das gerät manchmal aus dem Blick. Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass gerade junge Leute, die sich bei uns bewerben, häufig gern ‚etwas mit Menschen machen’ möchten. Aber auch für diejenigen, denen andere Dinge wichtiger sind, bietet unsere Bank vielfältige und interessante Möglichkeiten.“ wb
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