Die europäische Komponente der deutschen Mindestlohn-Debatte

Foto: Wolfgang BeckerNeue Räume, neue Themen: Thomas Falk (von links), Hauptgeschäftsführer des AGV Stade, und seine Rechtsanwaltskollegen Manfred von Gizycki und Tobias Wilkens, am neuen Lieblingsplatz in der Geschäftsstelle an der Poststraße in Stade. Foto: Wolfgang Becker

AGV Stade Elbe-Weser Dreieck in neuen Räumen – Hauptgeschäftsführer Thomas Falk im ersten B&P-VideoPodcast.

Ein neues Format in neuen Räumen: Der jüngste B&P-BusinessTalk mit Thomas Falk, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Stade Elbe-Weser Dreieck e.V., ist als Video-Podcast aufgezeichnet worden – Premiere und Experiment zugleich. Der Ort: Das nagelneue Büro des AGV in der Poststraße 1. Die Mannschaft um Falk hat dazu einfach ein neues Stockwerk im selben Gebäude bezogen. Hier gibt es nicht nur mehr Platz, modernisierte Büros, einen großen Besprechungsraum und eine kommunikative zentrale Bistroküchen-Insel, sondern auch spannende Themen im Wochentakt. Hauptthema im B&P-BusinessTalk: die Debatte um den Mindestlohn – ein Ärgernis für viele Arbeitgeber, das aber einen unerwarteten Effekt zur Linderung des Fachkräftemangels nach sich ziehen könnte, wie sich in dem Talk ergab.

Thomas Falk macht keinen Hehl aus seiner Meinung zum wahlkampfgetriebenen Mindestlohn, der bekanntlich auf zwölf Euro/Stunde steigen soll. Für viele Unternehmen wird es wirtschaftlich schwer, diesen Betrag aufzubringen. Davon betroffen sind mit der Gastronomie und Hotellerie zudem Branchen, die von der Pandemie ohnehin stark gebeutelt sind. Gegenstand der Kritik ist nicht die Erwartung an steigende Mindestlöhne. Dennoch sieht Falk, wie auch Kollegen in anderen Arbeitgeberverbänden, im Vorpreschen der Politik nicht nur einen Eingriff in die Tarifautonomie, sondern auch offenkundige Kritik der Politik an den Gewerkschaften, deren Verhandlungsergebnisse konterkariert werden.

Tarifverträge stehen zur Disposition

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Falk: „Mit der Zwölf-Euro-Ansage setzen wir nicht nur eine Lohnspirale in Gang, wir bringen auch das Lohngefüge durcheinander und riskieren letztendlich ein weiteres Ansteigen der Inflation. Wenn wir uns den ausgehandelten Entgelttarifvertrag Zeitarbeit anschauen, so sehen wir, dass der zum 1. April 2022 auf 10,88 Euro steigen sollte. Der entsprechende Tarifvertrag in der Systemgastronomie ist in der niedrigsten Lohnstufe zum 1. Januar 22 auf 10,87 Euro gestiegen und sollte zum 1. Dezember 2025 auf 11,80 steigen. All dies ist zwar vertraglich fest vereinbart, steht nun aber zur Disposition.“

Richtig spannend wird es, wenn sich das Thema Mindestlohn auf europäischer Ebene angeschaut wird. Ein paar Beispiele: Luxemburg 12,73 Euro, Portugal 4,01 Euro, Bulgarien 3 Euro und Mazedonien 2,04 Euro Stundenlohn. Frage an Thomas Falk: Könnte man den deutschen Zwölf-Euro-Vorstoß eventuell als Köder für Arbeitskräfte aus Mazedonien & Co. deuten, die in Deutschland viel mehr verdienen können, aber ihren eigenen Ländern abhanden kommen? Löst die Debatte am Ende eine Sogwirkung auf dem Billiglohn-Sektor in Deutschland aus, während gleichzeitig in die Qualifizierung der eigenen Arbeitskräfte investiert wird? Die Antwort gibt Thomas Falk im ersten B&P-VideoPodcast unter dem Dach des BusinessTalk. wb

Web: www.agv-stade.de

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