Autarkes Testfeld für Wissenschaft und Wirtschaft

Foto Wolfgang BeckerSie stellten den Stand der 5G-Entwicklung im TIP vor: WLH-Innovationsmanager Dr. Timo Maurer, 5G-Projektleitung im TIP (von links), Erster Kreisrat und Landkreis-CDO Kai Uffelmann, Landrat Rainer Rempe, Ana Cristina Bröcking, Stabsstellen-Leiterin für Digitale Infrastruktur im Landkreis Harburg, und Jens Wrede, Geschäftsführer der WLH Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH. || Foto Wolfgang Becker

So wird der TIP Innovationspark Nordheide zum Reallabor
für die 5G-Technologie – Erste Projekte im Bereich smarte
Produktion, Gebäudetechnik und intelligenter Katastrophenschutz.

Alles passt perfekt zusammen: Der TIP Innovationspark Nordheide verbindet eine homogene Gewerbefläche in der idealen Größe mit der Infrastruktur für ein 5G-Campusnetz und kann unter dem Dach des 5x5G-Projekts „USIN5G“ bereits erste konkrete Anwendungen für die Kommunikationstechnologie der Zukunft vorweisen. Der Landkreis Harburg hat so nicht nur die Chance, am Standort Buchholz das Arbeiten mit Daten in Echtzeitübertragung umzusetzen, sondern gerät auch in den Fokus von Universitäten und Forschungseinrichtungen, die sich mit Themen rund ums Internet der Dinge, um kommunizierende Maschinen und beispielsweise auch das autonome Fahren befassen. Der TIP wird damit zu einem autarken Reallabor, zu einem Testfeld mit Sogwirkung. Landrat Rainer Rempe, der Erste Kreisrat Kai Uffelmann, Ana Cristina Bröcking von der Stabsstelle Digitale Infrastruktur sowie Jens Wrede, Geschäftsführer der WLH Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg, und WLH-Innovationsmanager Dr. Timo Maurer (5G-Projektleitung im TIP) gaben B&P exklusiv ein Update. Kurz: 5G wird jetzt konkret.

Echte Chance für den Landkreis

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Dass der TIP kein „normales“ Gewerbegebiet ist, darüber hat B&P bereits vielfach berichtet. Das 25 Hektar große Gelände im Dreieck B75/Dibberser Straße ist zwar für die Ansiedlung von Unternehmen konzipiert, bietet aber mit der 5G-Infrastruktur in einem in sich geschlossenen Bereich die Chance, die Möglichkeiten der Echtzeitübertragung von Daten auszuloten. Landrat Rempe: „Durch technischen Fortschritt und Digitalisierung bietet sich hier eine echte Chance für den suburbanen Raum, die sonst eher den Metropolen vorbehalten ist. Es geht um Innovation, Digitalisierung, 5G-Technologie, Nachhaltigkeit, innovative Umwelttechnologie und smarte Produktion beziehungsweise Gebäudesteuerung. Das bringen wir hier alles zusammen und können den Beweis antreten, dass das auch wirklich funktioniert.“ Dazu wird in drei Ebenen gedacht: Fläche, Netz und Anwendung.

Fläche allein reicht nicht mehr

Dem Landkreis und seiner Wirtschaftsförderung ist es gelungen, fast fünf Millionen Euro Fördergelder von Land und Bund zu bekommen, um das Projekt in Buchholz voranzutreiben. Hinzu kommen eigene Mittel. Von Anfang an setzte die WLH als Treiberin darauf, Hochschulen und Forschungseinrichtungen einzubinden – was der Landrat sehr begrüßt: „Mit dem 5G-Projekt im TIP schaffen wir eine praxisnahe Verknüpfung zwischen Wissenschaft, Hochschulen, Universitäten und unseren Unternehmen. Das wird die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Landkreis weiter beflügeln.“ Im Klartext: Der TIP Innovationspark ist als autarkes Testfeld für 5G-Anwendungen äußerst reizvoll für Wissenschaft und Wirtschaft. Jens Wrede: „Es geht hier auch darum, Gewerbegebiete neu zu denken. Fläche allein reicht nicht mehr aus, deshalb setzen wir hier zukunftsweisende Hochtechnologie ein.“

Timo Maurer hat die Aufgabe, das Projekt vor Ort anzuschieben und umzusetzen: „Wir stellen die technische Infrastruktur und die Netzwerke zur Verfügung.“ Konkret heißt das: Glasfaserkabel, 5G-Antennen auf den Lichtmasten, mit SIM-Karten ausgestattete Sensoren, Serverarchitektur zur komplexen Datenverarbeitung. Das ist die Ebene des 5G-Campusnetzes. Hier sind als Kooperationspartner die Leuphana-Universität, die hochschule 21 und das OFFIS – Institut für Informatik e.V. aus Oldenburg aktiv. Maurer: „Wir sind offen für weitere Einrichtungen.“ Das Netz bildet die Grundlage für die konkreten Anwendungen, ist aber auch in sich schon ein Forschungsgegenstand.

Auf der Anwendungsebene ist neben der Leuphana und der hs21 die RWTH Aachen aktiv eingebunden. Hinzu kommen Akteure aus der Wirtschaft: Dräger Lübeck (Medizin- und Sicherheitstechnik), die Eigenbrodt GmbH aus Königsmoor (Sensortechnik),
Beagle Systems aus Hamburg (Drohnen-Entwicklung) und die Computer Mack GmbH, welche die Idee für den Einsatz von Drohnen im 5G-Umfeld hatte. Kai Uffelmann: „Wir nutzen den TIP, um hier 5G unter realen Bedingungen zu testen. Die Netzwerkpartner fanden sich sehr schnell – das ist eine sehr gute Entwicklung.“

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5G = Daten in Echtzeit

Welche Anwendungen in dem auf drei Jahre finanzierten „USIN5G“-Projekt zum Tragen kommen, erläutert Ana Cristina Bröcking: „Eines unserer Projekte ist der intelligente Katastrophenschutz. Wenn Feuerwehren heute zum Einsatz gerufen werden, wissen sie in der Regel nicht, was sie erwartet. 5G gibt uns die Möglichkeiten, die Feuerwehr beispielsweise mit Gebäudeplänen und zusätzlichen Informationen zu versorgen. Über Sensoren kann gemeldet werden, wo genau der Brandherd ist, wo sich eventuell Personen im Haus befinden. Und das alles in Echtzeit. Am Einsatzort können Feuerwehrleute Luftbilder von Drohnenflügen empfangen und Einsatzkräfte im Gebäude lokalisieren. Das wäre ein beispielhafter Fall für 5G-Technologie. Wir sind bereits mit der Kreisfeuerwehr im Gespräch und statten die ersten Wehren entsprechend technisch aus.“

Laut Jens Wrede finden auch Gespräche mit den Unternehmen statt, die sich im TIP niederlassen wollen. Immerhin werden viele Daten benötigt. Kai Uffelmann beruhigt potenzielle Skeptiker: „Der Landkreis ist ein sicherer Datenhafen. Daten-Pools sind ein wichtiger Forschungsgegenstand.“ Und Ana Cristina Bröcking sagt: „Deshalb findet alles auf einer speziellen Datenplattform statt.“ Weitere Anwendungsfälle soll es in den Bereichen smarte Produktion, intelligente Gebäudetechnik und Serviceplattformen auf 5G-Basis geben. Der TIP wird damit zu einem strategischen Forschungsfeld im Landkreis Harburg.

>> Web: https://tip-nordheide.eu/