Ingolf F. Kropp, Partner und Rechtsanwalt bei
SchlarmannvonGeyso, über ein Thema, das alle angeht: Kommunikation.
Der Mann ist sprachgewandt und belesen: „Man kann nicht nicht kommunizieren“, zitiert Rechtsanwalt Ingolf F. Kropp, Partner und Fachanwalt für Arbeitsrecht in der Harburger Kanzlei SchlarmannvonGeyso, den österreichischen Philosophen, Psychotherapeuten und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. Im B&P-Gespräch geht es um ein Thema, das aktueller ist denn je: Kommunikation. Kropp: „Das betrifft uns in jedem Bereich unseres Lebens, auch hier in der Kanzlei – beim Mitarbeitergespräch, beim Feedback-Gespräch, im Team-Meeting, im Mandantengespräch, in Verhandlungen.“ Sein Rat an Mandanten, Kollegen und jeden Unternehmer: „Wenn ich mich mit meiner eigenen Kommunikation nicht befasse, kann ich viele Gespräche nicht erfolgreich führen. Deshalb ist es hilfreich, sich zunächst mit sich selbst zu beschäftigen und die eigene Kommunikation zu analysieren.“
Kropp hat nicht nur die juristischen Staatsexamen, er hat auch Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist Mentaltrainer und Business Coach. Bewusste Kommunikation, so sein Ansatz, kann zielgerichtet eingesetzt werden. Klingt irgendwie theoretisch, aber jeder kennt Begebenheiten aus dem eigenen Leben, in denen Kommunikation völlig schiefgegangen ist – manchmal mit bösen Folgen. Das Minenfeld beginnt in der eigenen Familie, zieht sich durch die Ehe in den Freundeskreis und natürlich auch mitten hinein ins Berufsleben (Leuchtturmwärter mal außen vor).
Ingolf F. Kropp bringt ein praktisches Beispiel: „Ein Ehepaar sitzt im Auto und steht vor einer Ampel. Sie am Lenkrad. Er sagt: ‚Die Ampel ist grün‘. Was ist die Botschaft?“ Das Vier-Ohren-Modell des Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun (1981) erklärt, wie wir hören: Das „Sach-Ohr“ versteht ganz schlicht, dass die Ampel grün ist und nicht rot. Aus. Das „Appell-Ohr“ hört die Absicht hinter der Aussage – „Hallo, Du kannst jetzt losfahren . . .“. Das „Beziehungs-Ohr“ hört den versteckten Vorwurf „Das machst Du immer!“. Und das „Selbstoffenbarungs-Ohr“ hört: „Mein Mann hat es eilig, und er ist genervt.“
Für Kropp, der auch Kommunikations-Workshops und Business Coaching in Unternehmen macht und für Unternehmer anbietet, sind solche Modelle Handwerkszeug für Führungspersönlichkeiten, auch bei SchlarmannvonGeyso. Er sagt: „Führen heißt zunächst einmal, sich selbst zu sehen. Wie reagiere ich in welcher Situation und warum? Wenn mein Gesprächspartner in mir eine Resonanz erweckt, erfahre ich etwas über mich.“ Kurz: Werde ich getriggert, liegt das nicht zwangsläufig an meinem Gegenüber, sondern an mir – was für manche Führungskraft zunächst einmal ungewohnt klingen mag. Für den Harburger Anwalt ist die Selbstreflektion jedoch der erste Schritt in den sogenannten Change-Prozessen, die in vielen Unternehmen zu einer neuen Kultur führen sollen, aber häufig im Sande verlaufen.
Kropp weiter: „Im zweiten Schritt geht es darum, sich der eigenen Sprache bewusst zu werden. Der dritte Schritt leitet sich daraus ab: Streiche die Worte ‚nicht‘, ‚eigentlich‘, ‚man‘ und ‚muss‘. Alle vier sind negativ besetzt. Es ist ein Unterschied, ob ich sage ‚Ich muss zur Arbeit‘ oder ‚Ich darf zur Arbeit‘.“ Im vierten Schritt der Kommunikationstransformation steht die Bewusstmachung, was meine (!) Worte bewirken. „So geschieht Veränderung im Verhältnis zwischen Führung und Mitarbeiter“, sagt er. „Wenn wir dieses Thema in den Unternehmen leben, dann ist das eine automatische Gutschrift, die nach außen wirkt. Das schafft ein Miteinander und Solidarität, und es erhöht die Chance, festgefahrene Entwicklungen oder Beziehungen wieder in Gang zu bringen. Kommunikation ist immer Wirkung, nicht Absicht.“
Dass Kommunikation in Zeiten von Corona ein spezielles Thema ist, bestätigt Ingolf F. Kropp: „Wir leben in der Zeit des Video-Chats. In der Zweier-Situation funktioniert das meines Erachtens ganz gut. In der Gruppe wird es schwieriger, alle im Blick zu haben. Wir merken nach einem guten Jahr Distanz: Präsenz ist ein wesentliches Element für eine funktionierende Kommunikation.“
Die Steigerung der Kommunikationskompetenz sollte, wie es bei SchlarmannvonGeyso aktiv umgesetzt und gelebt wird, laut Kropp im ersten Schritt auf der Führungsebene erfolgen – und zwar dergestalt, dass es im Rahmen eines Workshops anfänglich um das Thema Kommunikation geht und dann ganz zügig und unmittelbar folgend dieses Thema mit einem weiteren Schwerpunktthema (Mitarbeiterführung im engeren Sinn) verknüpft und vertieft wird. Gerade fand für die jüngeren Berufsträger von SchlarmannvonGeyso ein interner Workshop statt, bei dem Kropp das Thema „Kommunikation und Verhandlungsstrategien“ intensivierte . Weitere Themen wie beispielsweise Feedback-Kultur, Team-Building, Konflikt-Management, Change-Management, Fehler-Kultur und -Management, Burnout-Prophylaxe und ähnliches können dann das Bild vervollständigen. wb
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