Wirtschaftsförderung im Landkreis Stade zieht eine erste Zwischenbilanz.
Mit zwei interessanten Zahlen garniert Matthias Reichert, Leiter der Wirtschaftsförderung im Landkreis Stade, seine Bilanz für das Jahr 2021, das allerdings gemeinsam mit 2020 betrachtet werden muss: „Im Corona-Jahr 2020 hatten wir in der Wirtschaftsförderung 114 Beratungsfälle im Zusammenhang mit der Pandemie. In diesem Jahr waren es gerade mal 30 Fälle – die Kurve ist deutlich abgeflacht.“ Seine Erklärung: „Die Zusammenarbeit mit den Steuerberatern, die beim Beantragen der Corona-Hilfe hinzugezogen werden mussten, hat sich eingespielt. Bei uns landeten vielfach die Kleinstunternehmen und die Soloselbstständigen, die auch selbst beantragen durften.“
Obwohl die Zahlen auf eine gewisse Entspannung hindeuten, so sagt Reichert auch: „In 90 Prozent der Beratungen ging es um akute Notlagen, die zu einem sehr hohen Anteil zu einem Fördermittelantrag führten.“ Angesichts von 8000 Unternehmen im Landkreis Stade (enthalten sind da auch die großen Industriebetriebe und Mittelständler) erscheint das Beratungsaufkommen fast gering, aber „es beraten ja auch noch andere Institutionen wie die Kammern, die Banken und die Steuerberatungskanzleien“, sagt Reichert und fügt hinzu: „Man muss schon sagen: In Deutschland sind wir da wirklich sehr gut aufgestellt. Niemand musste allein durch diese Krise.“ Unternehmen, die Corona-Hilfen in Anspruch genommen haben, müssen sich jetzt übrigens auf Post von der NBank einstellen, denn die insgesamt 120 000 niedersächsischen Empfänger von Soforthilfe I und II sollen überprüft werden. Im Zweifel muss zurückgezahlt werden.
Die Stader Wirtschaftsförderer Matthias Reichert und Sven Römer schauen derweil mit optimistischen Erwartungen auf das Jahr 2022. Vor allem auch, weil sie personelle Unterstützung bekommen haben: Laura Knaak hat im Oktober die Netzwerkkoordination für das Regionale Fachkräftebündnis Elbe-Weser übernommen. Diese Aufgabe liegt bei der Wirtschaftsförderung und wurde bislang von Sven Römer geleistet, der dadurch zu wenig Zeit für viele andere Themen hatte. Das Netzwerk besteht aus den regionalen Arbeitsmarkt-Akteuren, darunter unter anderem fünf Landkreise, die kreisfreien Städte und zwei Kammern, die sich im Kampf um die Fachkräfte miteinander abstimmen und gemeinsame Projekte initiieren. Sven Römer: „Das Thema ist allgegenwärtig. Die Fachkräftesicherung und -gewinnung haben sich besonders durch die Pandemie branchenübergreifend verändert. Wir müssen uns als Region entsprechend aufstellen und beispielsweise auch überregional nach Fachkräften suchen. Aber das sind viele Unternehmen noch nicht gewöhnt.“
Die Themen für 2022
Matthias Reichert freut sich, dass sein Kollege nun wieder stärker in die Beratungstätigkeit einsteigen kann: „150 bis 200 Beratungsanfragen pro Jahr sind allein nicht zu schaffen. Deshalb sind wir froh über die neu geschaffene halbe Stelle.“ Ganz „nebenbei“ ist die Wirtschaftsförderung in fast 30 (!) lokalen, regionalen und überregionalen Gremien vertreten und Dienstleister für die neun Kommunen im Landkreis Stade (die Städte Stade und Buxtehude haben eigene Wirtschaftsförderungen). Ein Thema im ländlichen Bereich: die Schaffung von
40 Co-Working-Arbeitsplätzen in Freiburg (6), Drochtersen (14), Himmelpforten (14) und Oberndorf (6).
Weitere Aufgaben und Ideen für 2022: das Angebot von „Gewerbegebiets-Gesprächen“ vor Ort (Fördermittel, Zukunftsthemen), eine Revitalisierung des „Ideen-Bewegers“ – der regionalen Crowd-Funding-Plattform für Gründer im Elbe-Weser-Dreieck, die Begleitung der Wasserstoffinitiative „H24Stade“, die Umsetzung der EU-Projekte „IT macht Schule“ und „Auszubildende als Digitalisierungs-Scouts“ sowie die Aktivitäten rund um den „Stader Gründerstar“, der 2022 erstmals wieder in Präsenz verliehen werden soll. wb
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