So schafft der EBV neuen Wohnraum

Fotos: EBVSie zeichnen für die Aktivitäten der Eisenbahnbauverein Harburg eG verantwortlich: Vorstandschef Joachim Bode und seine Stellvertreterin, Alexandra Chrobok. Foto: EBV

Joachim Bode, Vorstandsvorsitzender der
Eisenbahnbauverein Harburg eG, über zwei aktuelle Bauprojekte

Mit zwei großen Bauvorhaben startet der Eisenbahnbauverein Harburg eG (EBV) in das Jubiläumsjahr 2021: Die neuen Häuser am Milchgrund sollen im Sommer bezugsfertig sein, das Großprojekt Bremer Straße/Bandelstraße/Gottschalkring geht dagegen in die Bauphase. Die Wohnungsbaugenossenschaft baut zwar schon lange nicht mehr für die Bahn, aber weiterhin für Harburg. Mittlerweile sind mehr als 3200 Wohnungen im Bestand – und ganz aktuell kommt weiterer Wohnraum hinzu. Eine echte Herausforderung ganz anderer Art sind allerdings die geplanten 100-Jahr-Feierlichkeiten, wie Vorstandschef Joachim Bode im B&P-Gespräch sagt. Corona hat den meisten Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber so schnell geben „Eisenbahner“ nicht auf.

Abriss und Neubau an der Bremer Straße

Rund 35 Millionen Euro investiert der EBV an der Bremer Straße in Harburg. Und sehr viel Zeit. Bereits 2013 machte Bode einen ersten Vorstoß im Bezirk, um Altsubstanz in energieeffiziente Neubausubstanz zu verwandeln. Konkret geht es um ein Ensemble weitgehend denkmalgeschützter Wohnhäuser auf Höhe der Hausnummern 114 bis 136. Hier sollen zwar insgesamt 69 Wohnungen abgerissen werden, aber eben auch 145 sowohl frei finanzierte als auch öffentlich geförderte neue Wohneinheiten entstehen. Bode: „Im ersten Bauabschnitt sind 35 Wohnungen an der Bremer Straße 136 und 15 weitere an der 114 geplant. Start ist im ersten Halbjahr 2021, mit der Fertigstellung rechnen wir Ende 22. Dann können die letzten elf noch verbliebenen Mieter aus den Altgebäuden in ihre neuen Wohnungen einziehen. Ende 22 beginnt dann auch der Abriss aus den Häusern Bremer Straße 118 bis 124 sowie in der Bandelstraße 1 und 2. Dort folgt dann der zweite Bauabschnitt mit insgesamt 95 Wohnungen (1,5 bis vier Zimmer mit 48 bis 95 Quadratmetern, einmal fünf Zimmer Maisonette mit 110 Quadratmetern) und einem Quartierstreff von Insel e.V.“ Die Wohnungen an der Bandelstraße sind öffentlich gefördert. Um dem Denkmalschutz gerecht zu werden, wurde mit der Stadt vereinbart, die Häuser Bremer Straße 126 bis 134 zu erhalten.

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„Kaspar Hauser“ zieht auch an die Bandelstraße

Der EBV verfolgt also einen komplizierten Umsetzungsplan, denn die Wünsche der Mieter, die ja über ihre Genossenschaftsanteile auch Teilhaber sind, wurden großzügig berücksichtigt. Joachim Bode: „Von insgesamt 69 betroffenen Mietern aus den alten Häusern konnten wir 67 im EBV-Wohnungsbestand halten. In allen Fällen haben wir Umzugshilfe bezahlt und dafür gesorgt, dass Menschen in ihrem vertrauten Umfeld bleiben konnten.“

Eine Besonderheit ist im Neubau an der Bandelstraße 1 geplant: Dort bekommt die rund um die Uhr betreute Wohngruppe „Kaspar Hauser“ von Insel e.V. auf 800 Quadratmetern Fläche ein neues Zuhause. Derzeit ist der Verein am Eißendorfer Pferdeweg eingemietet. Die Hamburger Sozialbehörde fördert den neuen Standort. Insel e.V. wird zusätzlich den geplanten Quartierstreff „bespielen“.

Zwei Männer und fünf Frauen im oder kurz vor dem Rentenalter sind zurzeit dabei, Hamburgs erste Senioren-WG ins Leben zurufen: „Die Anbandeler“. Bode: „Meines Wissens ist das eine echte Premiere. Wir haben dazu im Neubau Bandelstraße sieben vollausgestattete Zwei-Zimmer-Wohnungen à 50 Quadratmeter zu einer Großraumwohnung mit zusätzlicher Gemeinschaftsküche und einem 40 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum sowie einer zusätzlichen Gästewohnung für Besucher zusammengefasst. Dazu wurde eine Baugemeinschaft gegründet, die von Hamburg gefördert wird.“

„Die Anbandeler“: Premiere für die Senioren-WG

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Jetzt wird es kompliziert: Am Milchgrund steht der Bau von 24 Wohnungen in sechs Gebäuden mit insgesamt zwölf Eingängen vor dem Abschluss. Jeder Eingang führt zu zwei Wohneinheiten (jeweils als Maisonette à 75 Quadratmeter, beziehungsweise 115 Quadratmeter Wohnfläche plus Dachgeschoss), weshalb dieses Konstrukt rein rechtlich als Bau von zwölf Doppelhäusern gilt und damit die Vorgaben der Heimfelder Villenverordnung erfüllt. Auch hier wurden alte Häuser abgerissen, um neu zu bauen. Das Projekt wurde erstmalig 2005 angeschoben und musste 2011 neu geplant werden, weil die neue Villengebietsverordnung strengere Vorgaben machte.

Abriss und Neubau am Milchgrund

Der EBV investiert in Heimfeld elf Millionen Euro. Konkret geht es um die Häuser Milchgrund 33 bis 39, Corduaweg 1 bis 7 und Vogelerstraße 2 bis 8. Bode: „Wir haben durch den harten Frost etwa drei Wochen verloren, aber zum 1. Juli sollen die Mieter einziehen. Ursprünglich waren alle Wohnungen vergeben, durch Corona sind jedoch vereinzelt Interessenten abgesprungen.“ Eine Nachfrage könnte sich also lohnen. Die Miete beträgt 11,50 Euro pro Quadratmeter. Die Wohnungen haben Einbauküchen. Bad und Küche sind gefliest, die restlichen Räume mit Tarkett-Laminat belegt.

100 Jahre EBV

Das hatten sich Joachim Bode und seine Vorstandskollegin Alexandra Chrobok wirklich anders vorgestellt: Zum 100. Geburtstag des Eisenbahnbauvereins Harburg sollte ein Feuerwerk von attraktiven Monatsveranstaltungen mit beliebten Künstlern und vielen 100 Gästen gezündet werden, doch Covid-19 machte die Pläne zunichte. Allerdings nicht ganz, denn nun werden die Aktivitäten nach außen verlagert, soweit es die Pandemie zulässt. Im Kalender stehen Erlebnisprogramme im Kiekeberg-Museum (26. Juni) und im Wildpark Schwarze Berge (29. Juli), Harburgs erstes Black+White-Dinner an der Außenmühle (28. August), eine Teilnahme an der Live-Opernübertragung auf dem Rathausplatz (4. September), die der EBV sponsert, und als Höhepunkt eine Parade mit historischen Schiffen vom Binnenhafen auf die Elbe. Joachim Bode: „Dort wollten wir eigentlich ein Ausflugslokal ansteuern, aber durch Corona bekommen wir bislang keine Zusagen. Im Notfall läuft das auf ein großes Picknick hinaus.“ Die Veranstaltungen am 28.8. und 4.9. sind natürlich auch für Nicht-Genossenschaftsmitglieder offen. Mehr dazu auf der Homepage des EBV.

o Historisch interessierte Harburger können sich auf eine Filmpremiere freuen: Der Streifen „100 Jahre EBV“ liefert nicht nur einen Flug durch die Geschichte der Genossenschaft, sondern greift auf historische Filmaufnahmen aus den 1920er-Jahren zurück, als die ersten Häuser für die Genossenschaft gebaut wurden. Der knapp 15-minütige Film soll zu den Jubiläumsveranstaltungen gezeigt werden.

Web: www.ebv-harburg.de