Harburgs Rotarier fördern auch NIT-Stipendiaten

Foto: Wolfgang BeckerSie stellten die neue Rotary-Stiftung Hamburg-Harburg vor: Heinz Lüers (von links), Präsident Hanno H.-B. Krause-Heringer und der Harburger Verleger Peer-Marten Scheller. || Foto: Wolfgang Becker

Ein großzügiges Erbe kommt Kindern, Jugendlichen, Gründern, der Umwelt und Senioren zugute

Was tun, wenn plötzlich eine überraschende Erbschaft in bedeutender Höhe ansteht und mit dem Geld wohltätige Zwecke verfolgt werden sollen? Eine Stiftung gründen! Genau das hat der Rotary Club Hamburg-Harburg getan, nachdem die Eheleute Lilo und Volker Bay mangels Nachkommen die Rotarier großzügig bedacht hatten. In seiner mittlerweile abgelaufenen Zeit als Präsident des Clubs nahm Heinz Lüers, ehemaliger Vorstandschef der Sparkasse Harburg-Buxtehude, das Thema in die Hand und begründete mit seinem Vorstand eine Hybridstiftung – die Hälfte des Vermögens soll binnen 15 Jahren verbraucht werden (Verbrauchsstiftung), die andere Hälfte ist in einer Kapitalstiftung hinterlegt und bleibt als Grundstock erhalten. Was grundsätzlich mit dem Erbe geschehen soll, erläuterten Lüers sowie der amtierende Präsident Hanno H.-B. Krause-Heringer und der Harburger Verleger Peer-Marten Scheller (Quickborn-Verlag) B&P in einem ausführlichen Gespräch.

„Das kam für uns völlig überraschend“

Chirurg Volker Bay, Chefarzt in Harburg, war jahrzehntelang Mitglied der Harburger Rotarier und dem Club sehr verbunden. Dass er seinen rotarischen Freunden jedoch eine großzügige Zuwendung hinterlassen würde, hatte er mit keinem Wort erwähnt. Lüers: „Das Erbe kam für uns völlig überraschend. Wir sind nun in der Lage, über unseren gemeinnützigen Zweig, die Rotary-Hilfe Hamburg-Harburg e.V., und die Rotary-Stiftung Hamburg-Harburg gezielt zu fördern. Was wir ja ohnehin schon tun, aber jetzt eben auf noch breiterer Basis.“ Lüers und seine Mitstreiter analysierten zunächst einmal, in welchen Bereichen sich der Club bislang wohltätig engagiert hat. Auf der Grundlage wurden nun zunächst vier Projekte identifiziert, die in den Genuss der Stiftungsförderung kommen, wie Krause-Heringer sagt.

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n Soziales: Für die nächsten mindestens drei Jahre erhält die Arche pro Jahr 10 000 Euro. Das christliche Kinder- und Jugendwerk, das in ganz Deutschland Stützpunkte betreibt, bietet Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien im Harburger Phoenix-Viertel einen Anlaufpunkt. Ziel ist es, Kinder aus teils prekären Verhältnissen zu begleiten, damit aus ihnen stabile Erwachsene werden können, die echte Perspektiven für ihr Leben entwickeln.

  • Wirtschaft: Die Rotary-Stiftung Hamburg-Harburg fördert internationale Stipendiaten im Doppel-Master-Programm der TUHH und des Northern Institute of Technology Management. Insbesondere stehen hier Gründungsaktivitäten im Bereich von Green Technology im Fokus.
  • Umwelt: Hinter der Initiative BeeNoble steht eine Plattform für Artenvielfalt. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Landwirten eine angemessene Vergütung für das Bereitstellen und Bewahren von Insekten-Biotopen zur Verfügung zu stellen. Konkret geht es um die befristete Umwidmung von Pachtflächen in Brachland oder Blühwiesen. Drei bis fünf Hektar möchte die Rotary-Stiftung finanzieren.
  • Senioren: Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) betreibt das Projekt „In guter Gesellschaft“ und vermittelt Kontakte zwischen von Vereinsamung bedrohten Senioren und Menschen, die im Rahmen eines organisierten Besuchsdienstes regelmäßig Kontakt halten wollen. Wie die Rotary-Förderung aussehen könnte, ist noch im Gespräch, aber laut Lüers geht es darum, Geld beispielsweise für Ausflüge, Kino- oder Theaterbesuche und andere Aktivitäten bereitzustellen. Das könnte im Rahmen eines Fonds geschehen.

Der Rotary Club Hamburg-Harburg hat fast 60 Mitglieder. Einmal in der Woche findet ein Treffen im Hotel Lindtner statt – Mittagessen, eventuell ein Vortrag, Kontaktpflege. Peer-Marten Scheller: „Das ist das übliche Clubleben. Aber in Harburg machen wir darüber hinaus viel mehr – zum Beispiel das Entenrennen auf der Außenmühle. Rotary Clubs haben manchmal ein elitäres Image. Wir wollen aus dieser Ecke heraus. Deshalb machen wir auch solche Aktionen.“ Lüers: „Und das heißt konkret: Wir stellen uns auch vor den Obi und verkaufen Lose für das Entenrennen. Mit dem Erlös, so etwa 10 000 Euro, können wir dann wieder gemeinnützige Aktivitäten fördern.“ Dass Harburg, übrigens der zweitälteste Rotary Club in Hamburg, nun auch noch eine eigene Stiftung hat, sei indes schon etwas Besonderes.