SchlarmannvonGeyso zum Thema Restrukturierung und Sanierung in Corona-Zeiten
Eine Zwischenbilanz von Michael Niemeyer, Arne Tödter und Falko Junge
Die gute Nachricht: Auch wenn der Lockdown viele Unternehmen bis ins Mark erschüttert hat, so kehrt nun doch der Optimismus so langsam wieder zurück. Ja, es gibt jede Menge Probleme, aber eben auch Chancen: Durch die Corona-Lupe betrachtet ergeben sich vielfach Ansätze für die Restrukturierung von Unternehmen und die Sanierung von Geschäftsbereichen, die möglicherweise schon vor der Pandemie nicht mehr rund liefen. Diese Zwischenbilanz ziehen die Steuerberater Michael Niemeyer und Arne Tödter sowie Unternehmensberater Falko Junge von SchlarmannvonGeyso in Harburg. Im Gespräch mit B&P berichteten sie darüber, was Corona für den Mittelstand bedeutet.
Niemeyer: „Wenn Unternehmen in Schieflage geraten, dann helfen wir bei der Restrukturierung – und das mit ganz unterschiedlichen Maßnahmen. Plötzlich ist der Wunsch da, sich von Unternehmensteilen zu trennen. Oder aus zwei Unternehmen wieder eins zu machen. Oder das operative Geschäft aufzuspalten – was heißt das dann beispielsweise für die Immobilie? Was muss ich beachten? Wie geht das juristisch? Das sind die Fragen, die wir beantworten.“
Darüber, was den Experten in den vergangenen Monaten begegnet ist, berichtet Falko Junge: „In der heißen Phase der Corona-Pandemie traten bei einigen Unternehmen ganz plötzlich Liquiditätsprobleme auf. Und zwar auch bei Firmen mit hoher Eigenkapitalquote, die solche Probleme noch nie hatten. Die kannten das gar nicht.“ Seine Erklärung: „Nach den vielen guten Jahren war es einfach unsexy, Geld auf dem Bankkonto zu haben. Viele Unternehmen nutzten die guten Gewinne und die niedrigen Zinsen, um in die nächste Wachstumsphase einzutreten. Das Geld dazu war ja da, aber nun eben gebunden in Gebäuden, Fahrzeugen oder Maschinen.“
Der Unternehmensberater weiter: „Die Corona-Krise legt strukturelle Defizite ganz deutlich offen. Da geht es um konkrete Punkte wie Teile-Produktion in China und daraus entstehende Abhängigkeiten, digitale Arbeitswelten, neue Arbeitsprozesse – Stichwort New Work – und vieles mehr. Ich habe Unternehmer getroffen, die viele Jahre gutes Geld verdienten und nun plötzlich feststellten, dass sie nur drei Kunden haben. Wenn davon einer wegfällt, weil er vielleicht für sechs Wochen die Produktion einstellt, dann kann das existenzielle Auswirkungen haben.“
Arne Tödter, der seine Berateraktivitäten eher im Hamburger Bereich aufgebaut hat, bestätigt die Einschätzung seiner Kollegen: „Ein Hauptkriterium der Krise: Es trifft Unternehmer, von denen man das nie erwartet hat. Und das unverschuldet. Sie haben ja nichts falsch gemacht. Die Krise entstand auch nicht wie sonst üblich über einen längeren Zeitraum, sondern sehr schnell. Was macht der Zahnarzt, wenn plötzlich das Wartezimmer leer ist, die Kosten für Personal, Kapitaldienst und vielleicht Miete aber weiterlaufen? Was ist mit dem Eventmanager, der keine Events mehr hat? Dem Messebauern, der nicht mehr gefragt ist? Dem Gastronomen, der schließen musste? Der Werbeagentur, wenn die Aufträge ausbleiben? Dem Hotellier? Der Fahrschule? Dem Tanzstudio? Dem Airbus-Zulieferer? Auch für uns Berater ist das anspruchsvoll: Solche Themen macht man nicht mal nebenbei. Deshalb war es uns sehr wichtig, dass wir unsere Kräfte gebündelt haben und alles aus einer Hand anbieten können, denn unsere klugen Mandanten beschäftigen sich bereits jetzt mit der Zeit nach Corona.“
Restrukturierung und Sanierung – das ist der thematische Kernbereich eines neuen Geschäftsbereichs, der Anfang des Jahres aus der Fusion der Harburger Kanzlei SchlarmannvonGeyso – Rechtsberatung, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung – und der digitalen Steuerberatungsgesellschaft Tödter & Partner aus Hamburg-City entstanden ist. Zusätzlich wurde der neue Geschäftsbereich Consulting gegründet, in dem die drei Beratungsfelder Digitale Effizienz, Strategieentwicklung und Corporate Finance angeboten werden. Auf der Homepage von SchlarmannvonGeyso ist detailliert dargestellt, nach welchem Muster die Berater vorgehen und welche Instrumente eingesetzt werden, um beispielsweise einen Restrukturierungsfall umfassend zu verstehen, zu planen und umzusetzen.
Für Falko Junge markiert die Corona-Krise einen Wendepunkt: „Nach sorglosen Jahren erleben wir jetzt die Renaissance des Risikomanagements. Jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln und die Probleme anpacken.“ Oder wie Michael Niemeyer es ausdrückt: „Der Notfallkoffer wird reaktiviert.“ Aus seiner Sicht haben Firmen mit hohen Fixkosten und/oder kleiner Marge die größten Probleme. 2021, da ist sich das Trio sicher, dürfte das Jahr der Insolvenzen, der Übernahmen und der Konsolidierung werden. Und der Neuausrichtung. Niemeyer: „Auch bei uns hat sich vieles verändert: Wir sind nicht nur komplett durchdigitalisiert, sondern auch auf den Business-Kanälen von Xing und LinkedIn sowie YouTube präsent. Das hätte es vor wenigen Jahren so noch nicht gegeben.“