„Die Chamäleons unter den Unternehmen werden erfolgreich sein“

Foto: B&PFalko Junge, selbstständiger Unternehmensberater, spricht über finanzielle Probleme und Chancen von Unternehmen || Foto: B&P

Finanzielle Probleme und Chancen von Unternehmen

Corona wirkt wie ein Brennglas. Die Pandemie vergrößert Schwierigkeit, die bereits vor ihrem Ausbruch bestanden. Das gelte auch für Fehler in der Unternehmensführung, weiß Falko Junge aus Erfahrung. Der Mittdreißiger ist Diplomkaufmann, Unternehmensberater und Geschäftsführer der weform GmbH, einer Tochter der Hamburger Kanzlei SchlarmannvonGeyso. Vier grundlegende Probleme, die viele Firmen betreffen, hat der Experte ausgemacht.

1. Fehlende Liquiditätspuffer. Weil Geld auf der Bank seit Langem unrentabel erschien, investierten Unternehmer in Weiterbildung, Personal, Gebäude, Maschinen oder IT. Mit dem Lockdown fehlt plötzlich dringend benötigtes Geld.

2. Fehlendes freies Eigenkapital. Weil Unternehmer häufig hohe private Kosten haben, können sie in der Krise kaum aus eigenen Mitteln zum Erhalt des Betriebs beisteuern. Zumal zuweilen auch Mieteinnahmen aus Immobilienvermögen ausfallen.

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3. Fehlende Transparenz der Cash-Situation. Unternehmer haben oftmals keinen Überblick über Höhe und Verteilung des Vermögens. Die Liquisteuerung wurde vor Corona als aufwendig und überflüssig betrachtet.

4. Fehlendes Risikomanagement. Es fehlt an Diversifizierungen, etwa bei Produktportfolien, Lieferanten oder Kunden. Deshalb werden die Unternehmen von kurzfristigen externen Schocks stark getroffen.

Junges Empfehlungen:

  • „Man verdurstet schneller, als man verhungert.“ Firmen sollten stets finanziell „flüssig“ bleiben, auch wenn attraktive kurzfristige Anlageformen aktuell rar sind.
  • Investitionen vorzugsweise in Unternehmen mit hoher Anpassungsfähigkeit im Geschäftsmodell und in Branchen der Nachhaltigkeit.
  • „Alte Zöpfe jetzt abschneiden.“ Es braucht eine Renaissance des Risikomanagements und einen Fitnesstest für das Geschäftsmodell.
  • Senkung der Fixkosten durch Prozessoptimierung und hohen Digitalisierungsgrad.

Trotz des Covid-19-Fluchs sieht Junge auch einen positiven Effekt der Pandemie: „Der externe Druck zwingt zu Diskussionen sowie Veränderungen im Denken und Handeln. Endlich!“ Denn der Kulturwandel sei ja seit Langem existent, aber bisher in vielen Köpfen nicht angekommen.

„Die VUCA-Welt ist das neue Normal“, fasst Junge zusammen. VUCA steht für volatility – Unbeständigkeit, uncertainty – Unsicherheit, complexity – Komplexität und ambiguity – Mehrdeutigkeit und beschreibt die schwierigen Rahmenbedingungen der Unternehmensführung. „Ein Risiko in der Kapitalanlage gehört zur neuen Normalität. Risikoloses Sparen gibt es nicht mehr. Hohe Flexibilität ist entscheidend für den geschäftlichen wie persönlichen Erfolg.“

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