KOLUMNE
Von SINA SCHLOSSER, Geschäftsführerin Speditions-Assekuranz Versicherungsmakler GmbH
Der Traum vom Fliegen. So alt wie die Menschheit selbst, aber heute Alltag. Es gibt kaum jemanden, der noch nie geflogen ist. Für 50 Euro hin und zurück – das Flugzeug ist zum Massentransportmittel geworden. Das Thema Auftrieb und den Bernoulli-Effekt mal außer Acht gelassen: Wie schafft es so ein großes Flugzeug überhaupt in die Luft? Zumindest in Europa werden die Teile zum Bau eines Airbus‘ auf verschiedenen Wegen und aus verschiedenen Staaten an den Ort der jeweiligen Endlinie zusammengeführt. Die teils riesigen Komponenten kommen per Flugzeug, per Schiff und per Lkw just in time beispielsweise nach Hamburg-Finkenwerder, um dort montiert zu werden. Das heißt: Vor jedem Roll-out haben die Flieger bereits eine große Transportstrecke zurückgelegt – allerdings in Einzelteilen.
Jeder hat sie vermutlich schon etliche Male gesehen: Flugzeugturbinen & Co., geladen auf Tiefladern am Straßenrand oder auf Raststätten. Tagsüber stehen die riesigen Lkw mit ihrer kostbaren Fracht am Straßenrand, die Fahrer warten auf die Dunkelheit. Erst wenn der allgemeine Verkehr nachlässt, kann der Schwertransport beginnen. In der Regel wird das Zeitfenster von 22 bis 6 Uhr genutzt. Schwertransporte zu organisieren, ist eine logistische Meisterleistung. Hier bedarf es großer Erfahrung. Die passenden Routen müssen geplant und die entsprechenden Genehmigungen von Behörden eingeholt werden. Zudem muss das passende Equipment für die Transporte von schnell mal bis zu 40-Tonnen Gesamtgewicht bereitstehen. Das ist mehr als das doppelte des Gewichts, das ein üblicher Lkw befördern kann.
Mit schwerer Last in den Graben . . .
Zudem kann ein Schwertransporter, gleich welcher Art, nicht jede Strecke befahren, häufig wird viel Platz benötigt. Oft sogar zwei Spuren auf der Autobahn. Nicht jedes Ziel liegt aber an einer Autobahn. In Ortschaften müssen Straßenschilder weichen, Bäume gefällt werden oder Grünflächen vorrübergehend asphaltiert werden. Nicht jede Straße und vor allem nicht jede Brücke hat die erforderliche Tragfähigkeit. Wer je bei so einem Transport zugesehen hat, weiß, wie aufwendig diese Art des Güterverkehrs ist. Leider läuft nicht jeder Transport reibungslos ab. Auch ein Schwerlast-Lkw kann bei Glatteis ins Rutschen geraten und im Graben landen. Der Klassiker ist und bleibt aber die zu niedrige Brücke. Einmal nicht aufgepasst und das Fahrzeug steckt fest. Noch einmal zurücksetzen und es erneut probieren, ist übrigens keine gute Idee, kommt aber in der Praxis durchaus vor und landet dann als skurriler Fall auf dem Schreibtisch des Versicherers. Ein Tipp: Es klappt auch beim zweiten Mal nicht. Versprochen! Der Schaden speziell an Flugzeugteilen geht gerade im Fall Brückenkollision zumeist in die Zehntausende.
Auch der Blick auf die Verpackung ist wichtig: Selbst wenn die Teile bei Schwertransporten oft sehr robust aussehen oder gar in Kisten verstaut sind und äußerlich keine Schäden zu erkennen sind, heißt das nicht, dass alles heil angekommen ist. Viele Güter, insbesondere aus dem technischen Bereich, sind sehr empfindlich in Bezug auf Erschütterungen oder auch Temperaturen. Und selbst die kleinste Bodenwelle kann ein feinjustiertes Messgerät aus dem Takt bringen.
Zum Glück gibt es hierfür Versicherungen. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Kfz-Haftpflichtversicherung, die Schäden an dem Eigentum Dritter ersetzt, zum Beispiel den Schaden an der Brücke. Essenziell ist auch eine Verkehrshaftungs-Police, welche die Entschädigung der kaputten Ware und Kosten für Bergung und einen Gutachter übernehmen würde. Diese Versicherung ist ein Muss für den Lkw-Frachtführer und den Spediteur. Zudem ist eine Transportversicherung für den Eigentümer der Ware immer ratsam, da eine Verkehrshaftungs-Police lediglich die gesetzliche (Gewichts-)Haftung von 8,33 SZR (etwa zehn Euro je Kilo) gemäß HGB oder CMR abdeckt und somit oft nicht ausreichend ist.
Fragen an die Autorin? Sina.Schlosser@speditions-assekuranz.de
Sina Schlosser ist seit mehr als zehn Jahren im Bereich Versicherungen tätig und seit vielen Jahren Prokuristin und Gesellschafterin der SPEDITIONS-ASSEKURANZ Versicherungsmakler GmbH. Das inhabergeführte Unternehmen hat seinen Sitz in Hollenstedt. Seit mehr als 30 Jahren sind die gut 25 Mitarbeiter für nationale und internationale Kunden tätig. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Gewerbekunden.