„Eine ganz enorme Bedeutung für die Elbe-Weser-Region“

Thomas Falk

INTERVIEW Thomas Falk, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, nennt die größten Herausforderungen: Verkehrsanbindung, Breitband und Fachkräftemangel

Der Flugzeugbau ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sowohl in Hamburg als auch im nördlichen Niedersachsen. Wie Thomas Falk, Hauptschäftsführer des Arbeitgeberverbands Stade Elbe-Weser-Dreieck e. V., die Luftfahrtindustrie beurteilt, darüber sprach er mit B&P-Redakteur Wolfgang Becker.

Airbus ist für sich betrachtet mit dem Werk in Finkenwerder der größte Arbeitgeber Hamburgs, doch auch in Buxtehude und Stade betreibt Airbus zwei Werke. Hinzu kommen zahllose Zulieferer. Welchen Stellenwert hat der Flugzeugbau für die Wirtschaft im Elbe-Weser-Dreieck?
Die Luftfahrtindustrie hat im Elbe-Weser-Dreieck ganz sicher eine ganz enorme Bedeutung. Wir haben hier eine hohe Zahl von gut bezahlten und sicheren Arbeitsplätzen – allein das Werk in Stade beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter zuzüglich noch einmal rund 500 Beschäftigter in den Zulieferbetrieben. In Finkenwerder haben wir allein bei Airbus mehr als 14 000 Arbeitsplätze. Eine ganze Menge von Arbeitnehmern pendelt von Stade und aus dem gesamten Elbe-Weser-Dreieck täglich dorthin. Die Bedeutung der Luftfahrtindustrie muss man schon im oberen Bereich einordnen.

Gibt es einen Überblick darüber, wie viele Unternehmen sekundär an dem Flugzeugbau dranhängen?
Genaue Erhebungen gibt es meines Erachtens nicht, aber wenn man mal durch das Gewerbegebiet in Stade-Ottenbeck fährt, wird man kaum einen Betrieb sehen, der nicht direkt oder indirekt mit dem Flugzeugbau zusammenhängt und somit für Airbus arbeitet. Schauen wir beispielsweise auf die Unternehmen, die im CFK-Bereich tätig sind: Hexcel, Torres, ein Materialprüfungsunternehmen mit 80 Beschäftigten. Also: Die Bedeutung ist immens. Das ganze CFK-Valley und den Förderverein gäbe es ohne Airbus ganz sicher nicht in dieser Form.

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Die Stadt Stade und der Landkreis profitieren davon direkt . . .
…das lässt sich so bestätigen, denn die Kaufkraft bleibt vielfach in der Region.

Was sind aus Sicht der Arbeitgeber die größten Herausforderungen, denen sie sich derzeit stellen müssen?
Wir haben für die Wirtschaft das große Thema Verkehrsanbindung mit den beiden Autobahnprojekten A26 und A20. Das Thema Breitbandausbau ist ebenfalls ein großes – das klappt noch nicht so, wie sich die Unternehmen das wünschen. Wir wissen aber, dass sich die Landesregierung dieses Thema jetzt auf die Fahnen geschrieben hat. Hoffen wir mal, dass das auch so kommt. Das sind sicherlich die beiden großen Herausforderungen. Der Fachkräftemangel ist ein anderes Problem. Der Arbeitsmarkt im Elbe-Weser-Dreieck ist in vielen Branchen und Berufsgruppen nahezu leergefegt, wie man auch an den hohen Beschäftigungszahlen erkennen kann. Die Situation würde einerseits durch eine erweiterte Verkehrsanbindung verbessert, andererseits aber durch höhere Auspendlerzahlen auch negativ beeinflusst. Das sind die Erfahrungen, die wir aus dem S-Bahn-Ausbau gelernt haben.

Die Industrie gilt gemeinhin als eine Adresse für vergleichsweise hohe Einkommen – gibt es eine Tendenz, dass insbesondere kleine und mittlere Unternehmen unter einem Sogeffekt leiden und noch schlechter an Arbeitskräfte kommen?
Es gibt immer die Tendenz, dass Mitarbeiter von einem höheren Vergütungsniveau angezogen werden und wechseln. Damit müssen die KMU leben. Aber nehmen wir mal eine Region wie Stuttgart, in der viel mehr Industrie vorhanden ist: Auch dort gibt es trotzdem Handwerksbetriebe. Nicht jeder will in der Industrie arbeiten, aber: Es ist schon eine gewisse Herausforderung. Wir erleben diesen Effekt aktuell durch das neue Siemens-Werk in Cuxhaven. Das hat erheblichen Einfluss auf die Region. Arbeitnehmer nehmen Fahrtstrecken von bis zu einer Stunde in Kauf – entsprechend weit strahlt das Werk aus.

Was war für Sie in diesem Kontext die beste Nachricht in der jüngeren Vergangenheit?
Es ist eine höchsterfreuliche Entwicklung, dass das A380-Projekt durch die Neubestellungen fortgesetzt wird. Das ist für Airbus insgesamt eine sehr gute Nachricht und für Stade natürlich auch, da hier die Leitwerke gebaut werden. Dies gilt, obwohl die neuesten Nachrichten über Arbeitsplatzverlagerungen und -abbau weniger positiv sind.

Ihre Prognose für den Flugzeugbau in der Region Stade?
Sehr günstig – sieht man ja auch am Aktienkurs . . .

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