Domplatz – ein idealer Ort für das Projekt
Die vier Partner sind nun angetreten, einen zentralen Ort der Langeweile so zu revitalisieren, dass er seiner Rolle als Bindeglied gerecht wird. Geht die Rechnung auf, soll das Projekt auch in anderen Städten zur Anwendung kommen. Eine Schlüsselrolle kommt dem Archäologischen Museum Hamburg zu. Basierend auf den Erkenntnissen der Domplatzgrabung sollen nun als wissenschaftlichen Daten und Funden spannende Geschichten werden. Kulturelles Storytelling ist der Begriff, der jetzt über die Museumsflure weht. Doch was genau ist das?
Verantwortlich für das Projekt ist Dr. Michael Merkel. Er schließt nicht aus, dass Besucher des Domplatzes künftig mit einer VR-Brille durch die Hammaburg laufen können. Virtuelle Realität ist das Zauberwort, das nicht nur die Museumsleute fasziniert, sondern auch jedem Geschichtslehrer die Reanimierung selig entschlafener Schüler ermöglichen würde. Merkel: „Der Domplatz ist in wunderbarstem Maße historisch kontaminiert.“ Will heißen: Ein besserer, auch weil freier Ort, um Geschichte zu erzählen, lässt sich kaum finden.
Thorsten Römer, kaufmännischerGeschäftsführer, verweist auf die vielen Ansätze, die das Museum bereits heute bietet, um die Mauern zu sprengen: Apps, -Social Media-Angebote, eine neue Homepage, Videos, Blogs, Potcast, das archäologische Fenster im Binnenhafen – längst ist das Museum „da draußen“ unterwegs. Römer: „Wir haben bereits nützliche Erfahrungen gesammelt, um das Projekt zum Erfolg zu führen. Nun können wir mit unseren Partnern aber einen Schritt weitergehen und die Wirkung digitaler kultureller Angebote erforschen.“
Zeitreise in die Anfänge der Hansestadt
Gut eine Million Euro stehen zur Verfügung. Allerdings nicht nur, um die Geschichte erlebbar zu machen. Das Projekt dient wissenschaftlichen Zwecken, deshalb wird aufwendig dokumentiert, evaluiert und analysiert. Im ersten Schritt ist die HCU dabei, den Ist-Zustand des Domplatzes anzuschauen. Dazu werden umfassende Daten erhoben – von der Anzahl der Menschen, die sich hier täglich aufhalten, ihre Laufrouten (Bewegungsprofile, bis hin zur Anzahl der leeren Kaffeebecher, die täglich herumliegen).
Gelingt das Vorhaben, könnte Hamburg als Vorreiter ein völlig neues Konzept zur Wissensvermittlung bekommen und seine Besucher direkt in die Geschichte katapultieren. Zeitreisen durch den Einsatz virtueller Realität rücken damit in greifbare Nähe. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Museums, ist sicher: „Das wird den Schüler ebenso begeistern wie den Städtereisenden aus Japan.“ Dass so ein Projekt auch weitere Chancen eröffnet, ist klar. Schon jetzt wird darüber nachgedacht, den sogenannten Bischofsturm am Domplatz, eine Dependance des Museums, zum Science-Center umzubauen. Auch hier ist die „historische Kontaminierung“ erheblich.