Chemcoastpark Dialog in Stade: Podiumsdiskussion zum Thema „Schule trifft Wirtschaft“
Regionale Betriebe und Schulen im Landkreis Stade müssen noch enger zusammenarbeiten als bislang. Das war der Tenor der Diskussionsrunde „Schule trifft Wirtschaft“ im Hansecampus der Privaten Hochschule Göttingen (PFH). Die Hansestadt Stade und die Süderelbe AG hatten Vertreter der Schulen, der Wirtschaft und der Politik zum Meinungsaustausch im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Chemcoastpark Dialog“ eingeladen.
„Schon jetzt merken wir den Fachkräftemangel auf Grund des demografischen Wandels. Zukünftig werden die Betriebe für Bewerber den roten Teppich ausrollen. Aber es wird bei den Jugendlichen nicht nur Gewinner geben, sondern auch eine Menge Verlierer. Und die gilt es zu fördern“, sagte Dr. Bodo Stange in seinem Impulsvortrag zur Diskussionsrunde im Hörsaal der PFH. Er ist bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade zuständig für den Bereich Aus- und Weiterbildung. In seinem Vortrag benannte Stange drei Problemgruppen: Schüler mit schlechten Noten, Migranten und demotivierte Jugendliche.
Einig waren sich die Diskutanten darin, dass Schulen mehr Lehrerstunden für die sogenannten MINT-Fächer brauchen – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Einigkeit herrschte auch darüber, dass die Experimentierfreudigkeit im Schulsystem mit immer neuen Schulformen den Schülern mehr schade als nütze. „Irgendwann stoßen Schulen damit an ihre Grenzen“, kritisierte Kai Seefried, schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag. „Schulen übernehmen heute sehr viele Aufgaben, die früher von den Eltern übernommen wurden. Damit sind wir mitunter überfordert“, sagte der Schulleiter der Stader Jobelmannschule, Rainer Albers.
„Wir machen ganz gezielt zur Nachwuchswerbung schon frühzeitig Projekte mit Schulen. Schüler kommen in Klassen zu uns und können sich so ein gutes Bild von unseren Ausbildungsmöglichkeiten machen“, sagte Volker Richter, Geschäftsführer der Aluminium Oxid Stade (AOS) GmbH. Bei aller Einigkeit in dieser Runde, so Richter, bleibe die Ausbildungsunfähigkeit vieler Schulabgänger ein „Riesenproblem“. Die AOS bietet für Jugendliche Vorbereitungskurse für eine Ausbildung an, in der die künftigen Bewerber in technischen Fächern geschult werden. „Wir gleichen damit ganz klar Defizite der Schulen aus“, kritisierte er.
In der Diskussion kamen auch ganz konkrete Probleme bei der Berufsorientierung an Schulen zur Sprache. Andreas Dammert von der Geest-landschule: „Wir sitzen in Fredenbeck auf dem platten Land. Morgens und mittags fahren Schulbusse. Wenn ich mit meinen Schülern in einen Betrieb wollte, müsste ich einen Bus chartern.“ Problematisch sei es auch für viele Schüler, vom Dorf in die Betriebe zu kommen, sagte Dammert weiter, bei-spielsweise um Praktika zu absol-vieren.
Dammert forderte regionale Betriebe auf, mit den an vielen Schulen gegründeten Schülerfirmen zusammenzuarbeiten. An dieser Schnittstelle zwischen Schule und Wirtschaft könnten erste Kontakte geknüpft werden. Insgesamt machte die Diskussion – moderiert von Peter von Allwörden, Lokalchef des Stader Tageblatts – im Hansecampus nicht nur die Perspektiven der einzelnen Akteure sichtbar. Am Ende nahmen die geladenen Zuhörer auch konkrete Denkanstöße mit nach Hause. raw