Mit einem „Cyber-Lächeln“ sicher im Internet arbeiten

Der Fall „Avalange“

Ein Fall, mit dem durchaus viele Internet-User in Berührung gekommen sind, trägt den Namen „Avalange“ (französisch für Lawine). Dahinter verbarg sich ein weltweit installiertes Bot-Netz, das zentral aus der Ukraine gesteuert wurde und unter anderem Windows-Verschlüsselungs-Trojaner verbreitete. Die Daten wurden über 39 weltweit verstreute Server ins Netz gesendet und trafen die Opfer nach dem Zufallsprinzip. Auf einmal war der Rechner nicht mehr zugänglich, die Freischaltung der eigenen Daten sollte durch Überweisung eines bestimmten Betrages erreicht werden, was in seltenen Fällen sogar funktioniert haben soll.

Kruse: „Der Gesamtschaden lag bei etwa 100 Millionen Euro. 2016 waren wir nach langer Vorbereitung und in Kooperation mit dem FBI, diversen weiteren Partnern und spezialisierten Unternehmen so weit, dass wir das Netz zerschlagen konnten. Binnen zehn Minuten mussten dazu weltweit sämtliche Rechner lahmgelegt werden, die sieben Hauptverdächtigen festgenommen, 839 000 Domains beschlagnahmt und ein Programm installiert werden, das die automatische Weiterleitung gescheiterter Anfragen an andere Rechner innerhalb des Netzwerks unterbindet. Ich bin damals davon ausgegangen, dass diese komplexe Aktion, an der 30 Nationen beteiligt waren, niemals funktionieren würde. Dann kam der ‚action day‘ – und es klappte. Wir zogen die Stecker und nahmen auf einen Schlag sechs der sieben Hauptverdächtigen fest.“ Ein Mann war flüchtig. Er wurde später nach einem Tipp aus FBI-Kreisen bei einer Zwischenlandung in Miami aus einem Urlaubsflieger geholt und verhaftet. Am Ende ging es um 26 Haupttäter – hauptsächlich aus dem Bereich Russlands und der Ukraine. Die Spur des eingenommenen Geldes verliert sich zu einem überwiegenden Teil auf den Konten russischer Bezahldienste – ein Bereich, auf den die Ermittler keinen Zugriff haben, wie Kruse sagte.

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Die Smart-Home-Falle

Der Fall „Avalange“ zeigt, mit welchen welt-umspannenden Crime-Strukturen es die Polizei zu tun haben kann. Doch häufig sind die Ausblühungen der Cyber-Kriminalität viel kleiner und zudem hausgemacht. Kruse zum Thema Smart Home: „Wir finden es ja durchaus toll, wenn wir mit dem Smartphone von unterwegs die Heizung zu Hause hochfahren können oder die Gartenbewässerung in Gang setzen. Aber diese Bus-Systeme, die alle in einem Rechner münden, sind unter Umständen Einfallstore, mit denen wir gar nicht rechnen. Beispielsweise der Außenfühler für die Gartenbewässerung. Ist er frei zugänglich, kann sich jemand über diese Leitung in den Rechner einloggen. Das muss man einfach wissen.“

Robert Kruse appelliert an Geschädigte, sich bei der Polizei zu melden – nur so lasse sich ein besseres Bild über die dunklen Machenschaften im Netz gewinnen: „Anzeige kann man heute auch online erstatten. Einfach auf www.polizei.de gehen und das jeweilige Bundesland anwählen.“ Dort findet sich ein Link zur Online-Wache. Ein Klick und es öffnet sich ein Menü mit verschiedenen Kategorien – darunter beispielsweise Online-Betrug. wb

Falls der Rechner noch funktioniert, finden Sie hier Tipps und Hilfe:
www.polizei-beratung.de
www.bsi-bund.de
www.allianz-fuer-cybersicherheit.de
www.wirtschaftsschutz.de
www.sicher-im-netz.de

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