Was passt auf die Anlage?
Bei aller Liebe zur Kreativität gelten auch für das Unternehmen Eisbär Eis eigene Grenzen. So muss ein neues Produkt auf eine der vorhandenen Anlagen passen. Die gewünschte hohe Kapazitätsauslastung der Technik kann also ebenfalls ein Anlass zur Entwicklung weiterer Produkte sein. Isabel Schudt: „Trotzdem ist es unser Ziel, als Speiseeisproduzent auch ein Alleinstellungsmerkmal zu haben. Allerdings ist es schon so, dass es Unbekanntes oder gar Exotisches immer etwas schwerer hat, sich auf dem Markt zu etablieren.“ Was das für die Tonka-Bohne bedeutet, die in der bevorstehenden Saison den Trend setzt, wird sich also noch zeigen. Martin Ruehs: „Manche Ideen werden auch speziell für Aktionen entwickelt. So wird ein Kunde in diesem Jahr eine Asia-Woche machen, für die wir Grüner-Tee-Eis produzieren.“ Sicherlich eine Geschmacksrichtung, auf die nicht einmal der berühmte Eisliebhaber und Namensgeber Fürst Pückler gekommen wäre.
Ebenfalls im Trend ist veganes Eis, auch wenn der Marktanteil eher klein ist. Isabel Schuldt: „Das ist für uns nicht wirklich etwas Neues, denn wir produzieren schon seit Jahren Eis für Menschen mit Laktose-Intoleranz. In diesen Sorten wird statt mit Milch auf Soja-Basis gearbeitet. Oder wir setzen Lupinen ein. Mittlerweile gibt es Aromen, die den typischen Sojageschmack überdecken, denn das Eis soll schließlich auch wie ein Eis schmecken.“ Martin Ruehs ergänzt: „Wir sind ein Unternehmen der Genussmittelbranche. Das darf man ja nicht vergessen. Wer ein laktosefreies Eis kauft, erwartet einfach, dass es wie ein Milchspeiseeis schmeckt. Die Kunden wollen sich da nicht einschränken. Auch wir sind der Meinung: Ein Eis muss nach Eis schmecken.“
Die Sache mit der Farbe
Dass Vanilleeis weiß, Schokoeis braun und Erdbeereis rosa ist, weiß jeder. Allein die Farbe steuert schon die Geschmackserwartung. Was im Eis an Aromen und Farbstoffen verwendet werden darf, regelt in Deutschland das „Lebensmittelbuch“, das von einer speziellen Kommission unter Aufsicht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft herausgegeben wird. Martin Ruehs: „Es gibt eigentlich keine künstlichen Zutaten, denn sonst würde aus Milchspeiseeis Kunstspeiseeis.“ Was irgendwie nicht besonders verlockend klingt. Die Vorgaben waren ein Grund, warum es bis vor wenigen Jahren kein blaues Eis gab. Dank Spirulina ist das jetzt anders – aus der Alge lässt sich ein natürlicher blauer Farbstoff gewinnen. Ähnlich gelagert war der Fall übrigens bei Waldmeister, da sich das Aroma auf natürlichem Wege nicht extrahieren ließ. Auch das ist heute anders. In der Folge wird die Speiseeis-Welt deutlich bunter, was vor allem Kinder anspricht. Martin Ruehs: „Speiseeis ist schon mal per se ein fröhliches Produkt, das Freude auslöst.“
Superfruits und
„American Cookie“
Doch das klassische Eis am Stiel ist keineswegs nur ein Fall für Minderjährige. Isabel Schuldt: „Die neuen Superfruits sind extrem geschmacksintensiv und kommen in vier Richtungen auf den Markt: Granatapfel, Physalis, Boysenberry und Kiwi. Das ist kein typisches Kinderprodukt, sondern eher was für Erwachsene.“ Und noch eine Neuentwicklung: 2016 wurde die Sorte „American Cookie“ in den Handel eingeführt und hat einen rasanten Start hingelegt. Die Eismischung zwischen zwei Cookies ist nicht nur technisch eine Herausforderung, denn jeder Keks ist ein Unikat – was die maschinelle Verarbeitung mit hohen Geschwindigkeiten nicht gerade erleichtert. Aber: Der „American Cookie“ kam bei den Kunden so gut an, dass er jetzt sogar containerweise nach Australien geliefert wird. Die Idee stammt von Eisbär Eis, wurde aber zeitgleich auch von einem Konkurrenten verfolgt. Isabel Schuldt: „Wir wussten beide nichts voneinander.“ Manche Idee liegt eben einfach auf der Hand . . . wb
Web: www.eisbaer-eis.de