„Wir entwickeln das zentrale Nervensystem“

B&P GESPRÄCH COO – Andreas Böttner und CIO Jan Drömer von EK Automation 
über agile Prozesse, autonome mobile Roboter und cyber-physische Systeme

Wir lieben, was wir tun!“ Wer eine richtige Dosis Digitalisierung braucht, sollte sich unbedingt einmal mit Andreas Böttner unterhalten. Bei EK Automation in Nenndorf ist er als Chief Operating Officer (COO) für die interne Steuerung und Organisation der gesamten Betriebsprozesse verantwortlich und damit gleich in zweierlei Hinsicht mit der Digitalisierung vertraut – sowohl intern als auch extern, denn das vielfach prämierte Unternehmen EK Automation gilt als das Aushängeschild in Niedersachsen, wenn es um die Umsetzung des oft noch als diffus empfundenen Themas Digitalisierung in traditionellen Unternehmen geht. Auch intern hat EK aufgerüstet und mit CIO Jan Drömer einen IT-Spezialisten an Bord geholt.

Ursprünglich wurde EK Automation bekannt durch sogenannte spurgeführte, fahrerlose Transportsysteme – beispielsweise mit Sensoren bestückte Gabelstapler und mobile Plattformen für den automatischen Warentransport in der Produktions- und Lagerlogistik. Über eine zentrale Steuerung werden die Fahrzeuge in Bewegung gesetzt und manövriert. Böttner: „Das wird sich in der Industrie 4.0 grundlegend verändern. Heute arbeiten wir konkret an autonomen mobilen Transportrobotern. Das heißt: Die Intelligenz wird auf die Fahrzeuge übertragen. Sie finden ihren Wege selbst – autonome Pfadplanung – und leiten selbstständig Handlungen ab. Wir sind hier im Bereich künstlicher Intelligenz und Objekterkennung unterwegs. Das ist die Zukunft.“ Wichtig ist für EK Automation, dass die autonomen Systeme auch dort installiert werden können, wo Menschen arbeiten – auf das sichere und verlässliche Zusammenspiel von Mensch und Maschine kommt es an. Deshalb sind die mobilen Einheiten gespickt mit Sensoren.

Stichwort

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Cyber-physische Systeme sind Systeme, bei denen informations- und softwaretechnische mit mechanischen Komponenten verbunden sind, wobei Datentransfer und -austausch sowie Kontrolle beziehungsweise Steuerung über eine Infrastruktur wie das Internet in Echtzeit erfolgen. Wesentliche Bestandteile sind mobile und bewegliche Einrichtungen, Geräte und Maschinen (darunter auch Roboter), eingebettete Systeme und vernetzte Gegenstände (Internet der Dinge). In der Industrie 4.0 haben cyber-physische Systeme eine zentrale Funktion.
(Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon)

Klingt futuristisch, wird aber am Beispiel deutlich: Für die Arla-Molkerei in England entwickelte EK Automation ein System, das handelsübliche Milchflaschen aus Kunststoff nach der Abfüllung und Palettierung aufnimmt und ins Kühllager oder direkt an den (richtigen!) Lkw transportiert. Die Zukunft sieht so aus: Die Roboter suchen sich ihren Weg, wissen aufgrund von Codierungen, wohin die Ladung gebracht werden soll „. . . und werden künftig nicht nur an die Lkw-Rampe, sondern direkt auf die Ladefläche fahren und die Milch-Palette dort abstellen“, sagt Böttner. Diese hochkomplexe Anwendung müsse allerdings noch als konventionelles zentral gesteuertes System verstanden werden. Die autonome Lkw-Be- und -Entladung befinde sich derzeit noch im Konzeptstadium.

So kommt die Milch 
auf den Lkw
Geht die Akku-Ladung zur Neige, lädt sich das Fahrzeug selbstständig auf. Kurz: Die zukünftigen autonomen Transportroboter bewegen sich in einem dynamischen Umfeld wie ein Mensch – sie registrieren Hindernisse, Bewegungen, lesen Anweisungen, halten sich fit (Akku-Ladung) und bringen Dinge selbstständig, verlässlich und industrietauglich immer zielgenauer von A nach B. Durch die Verschmelzung der physischen und digitalen Welt zusammen mit der vollständigen Vernetzung aller am Prozess beteiligten Systeme entlang der gesamten Wertschöpfungskette entstehen sich selbst steuernde sogenannte Cyber-physische Systeme (siehe Stichwort).

Böttner: „Die heutigen Fahrzeugtypen werden wir natürlich weiterentwickeln, um die Möglichkeiten zur Interaktion ständig zu erweitern. Die eigentliche Revolution findet allerdings auf der Software- und Kommunikationsebene statt. Wir entwickeln uns zum zentralen Nervensystem in der Industrie 4.0. Ein Transportroboter weiß beispielsweise auch, wie er mit Brandschutztüren umzugehen hat und wie er den Aufzug benutzt. Unsere Kernkompetenz ist dabei die Verbindung der besten, weltweit verfügbaren, industrietauglichen Technologien und Komponenten zu einem hochverfügbaren Gesamtsystem.“

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