„Der Arzt wird immer mehr zum Unternehmer“

Manuel Beecken hat sich als Steuerberater auf die Berufsgruppe der Ärzte, Klinikbetreiber, Apotheker und medizinischen Dienstleister spezialisiert.

Steuerberater Manuel Beecken (Dierkes Partner) hat sich als Fachberater für das Gesundheitswesen auf ein besonderes Thema spezialisiert.

Die ärztliche Versorgung gerade in ländlichen Gebieten entwickelt sich immer mehr zum Problem. Soeben haben SPD und CDU im Rahmen ihrer Koalitionsverhandlungen für Niedersachsen beschlossen, mehr Medizin-Studienplätze einzurichten, um die Situation zu verbessern. Volle Wartezimmer, Budgetierung, Probleme bei der Suche nach Nachfolgern – die Herausforderungen, vor denen insbesondere Praktische Ärzte stehen, sind häufig immens. Und nicht selten ein Fall für den Steuerberater. Mit Manuel Beecken hat die Kanzlei Dierkes Partner nun einen Fachberater für das Gesundheitswesen in ihren Reihen. Er ist Ansprechpartner für Ärzte, Apotheker, Kliniken und Sanitätshäuser.

Ärztenotstand in Nieder­sachsen
Gegenwärtig sind in Niedersachsen 360 Hausarztsitze unbesetzt. Hinzu kommt, dass in den kommenden zehn Jahren etwa 1000 niedergelassene Ärzte in den Ruhestand gehen werden. Vor diesem Hintergrund haben die Kassenärztliche Vereinigung und der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund ihre Forderung nach Aufstockung der Studienplätze erhoben. Das Teilzeitthema führe dazu, dass künftig eine Arztstelle von mehreren Personen ausgefüllt werden müsse. Als weitere Forderung wird die Einführung der sogenannten Landarztquote gestellt, wonach zehn Prozent der Medizinstudienplätze vorab an Bewerber vergeben werden können, die sich verpflichten, nach dem Studium und der fachärztlichen Weiterbildung für bis zu zehn Jahre als Hausarzt in ländlichen Regionen zu arbeiten. Zudem solle eine Niederlassungsförderung aufgelegt werden.

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Arbeit ohne Vergütung?
„Wir wollen im Bereich des Gesundheitswesens ein weiteres Standbein aufbauen. Deshalb habe ich den Lehrgang belegt. Im Bereich der Medizin gelten besondere Regeln, die man einfach kennen muss, um sich mit Mandaten auf Augenhöhe zu beraten“, sagt Beecken. Der Lehrgang, den der Deutschen Steuerberater-Verband e.V. anbietet, hatte es durchaus in sich: 120 Stunden Fortbildung, zwei Leistungskontrollen und die Bearbeitung praktischer Fälle. Beecken: „Aus dem Bereich Hamburg waren nur vier Kollegen dabei – ich denke, dieses Thema hat Potenzial und wird unseren Berufsstand noch fordern.“

Die besonderen Herausforderungen für den Fachberater im Gesundheitswesen liegen im Geldfluss. In der Regel stellen die Krankenkassen einen Betrag x zur Verfügung, der über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) an die Ärzte weiterverteilt wird. Pro Quartal gibt es für den Arzt ein Budget – ist es verbraucht und das Wartezimmer trotzdem voll, arbeitet er quasi ohne Vergütung. Anders ausgedrückt: Mehr Behandlungen bringen nicht unbedingt mehr Einkommen. Aufgerieben zwischen dem Hippokratischen Eid, den unternehmerischen Aspekten der Praxisführung und der Fürsorge für die eigene Gesundheit geraten insbesondere Praktische Ärzte zunehmend in Konflikte.

„Der Arzt wird immer mehr zum Unternehmer. Das Gesundheitssystem erfordert zwangsläufig eine Optimierung, was von Patienten natürlich nicht immer nachvollzogen werden kann. Ein Beispiel: Es gibt Fälle, die können nur abgerechnet werden, wenn drei Arztkontakte im Quartal erfolgt sind. Kommt so ein Patient zum ersten Mal kurz vor Ende des Quartals, wundert der sich, wenn er gebeten wird, im nächsten Quartal wiederzukommen.“

Auch hier gibt es also Konfliktpunkte: Der Anspruch des Patienten auf sofortige Behandlung steht im Widerspruch zu den Abrechnungsmodalitäten. Dazu sagt Beecken: „Interessanterweise steht im Sozialgesetzbuch diese Formulierung: Die Gesundheitsversorgung muss ausreichend erfolgen. Also nicht befriedigend oder gar gut, sondern nur ausreichend. Wie soll ein Arzt das seinen Patienten erläutern?“

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