Problem Fläche: Zur Lage der Breitbandversorgung in den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Stade.
Ohne Internet geht heute sowohl in der Wirtschaft als auch im Privatleben nichts mehr. Das spüren vor allem die Unternehmen in ländlichen Regionen, wenn sie keine ausreichend schnellen Datenleitungen zur Verfügung haben. Vor diesem Hintergrund sind Bund, Land und Kommunen bemüht, möglichst bald schnelle Datenleitungen zu installieren. Denn sie alle wissen: Eine gute Versorgung mit Glasfaser- und Breibandtechnik ist ein wichtiger Standortfaktor – künftig vielleicht sogar der entscheidende.
Die immer höher gesteckten Breitbandziele der Regierungen spiegeln den stetig steigenden Bedarf an Datenvolumen wider. Bis 2018 will die Bundesregierung eine flächendeckende Versorgung von mindestens 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) einrichten. Die Breitbandinitiative der niedersächsischen Landesregierung formuliert dagegen ein abgeschwächtes Etappenziel: Bis 2020 sollen wenigstens 30 Mbit/s alle Haushalte erreichen. Obwohl die aktuelle Versorgungssituation in den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Stade unterschiedlich weit vorangeschritten ist, zeichnet sich doch ein Muster ab: Je dichter ein Gebiet besiedelt ist, desto wahrscheinlicher haben die Anwohner Zugang zu Internet mit hohen Bandbreiten. Der Datenverkehr im ländlichen Bereich bleibt dagegen häufig auf der Strecke.
Die Situation im Landkreis Stade
Eine ähnliche Situation zeigt sich auch im Landkreis Stade. Dank der Konkurrenz zwischen EWE und Telekom wird der Großteil des Gebiets mit hohen Bandbreiten versorgt. In der Hansestadt Stade ist die Versorgung besonders weit (siehe rechts). Seit diesem Frühjahr wird auch in Buxtehude am Ortsnetz gearbeitet. Zudem ermöglicht die Koaxialkabelinfrastruktur von Kabel Deutschland überall, wo „Kabelfernsehen“ empfangen werden kann (außer in der Samtgemeinde Nordkehdingen), über den Kabelanschluss eine Internetgeschwindigkeit von bis zu 100 Mbit/s.
Für einen eher ländlich geprägten Landkreis verfügt Stade schon jetzt über eine relativ gute Breitbandinfrastruktur. Allerdings gibt es auch hier noch vereinzelt unterversorgte Problembereiche, in denen keine 30 Mbit/s erreicht werden. Grund dafür sind häufig noch nicht ausgebaute Kabelverzweiger (KVz) oder ein Geschwindigkeitsverlust, wenn die Übertragung vom KVz eine größere Distanz in entlegene Siedlungsgebiete zurücklegen muss. Eine Unterversorgung tritt zum Einen in den eher ländlichen Gebieten Guderhandviertel, Goldbeck, Deinste, Heinbockel, Gräpel und Barnkrug auf, zum An-deren aber auch in Teilen der Ortschaften Oldendorf und Fredenbeck. Um das Breitbandziel zu erreichen und die letzten Häuser an das schnelle Internet anzuschließen, wird auch im Landkreis Stade der eigenwirtschaftliche Ausbau der Kommunen nötig. Unternehmen, die in den unterversorgten Gebieten ansässig sind, können bei Bedarf nach direkter Absprache mit dem Telefonversorger einen Breitbandanschluss erhalten – allerdings zu höheren Konditionen als Privathaushalte.
Strategie und Förderung des Breitbandausbaus im Landkreis Stade sind derzeit noch nicht festgelegt. Im Herbst wird der Kreistag darüber entscheiden. Schon jetzt herrscht unter den Kommunen Einigkeit darüber, dass sie in Zukunft flächendeckenden Zugang zu Internet mit einer Bandbreite von mindestens 30 Mbit/s ermöglichen wollen.
Die Situation im Landkreis Harburg
Derzeit können im Landkreis Harburg dank des Ausbaus durch die privaten Telekommunikationsunternehmen (insbesondere EWE und Telekom) sowie durch staatlich geförderte Projekte 81 Prozent der Haushalte mit Breitbandinternet von mindestens 30 Mbit/s versorgt werden – vorwiegend in Ballungsgebieten.
Übrig bleibt ein Flickenteppich aus vereinzelt unterversorgten Gemeinden wie zum Beispiel Heidenau und Rosengarten. Aufgrund der geringen Nachfrage lohnt sich für EWE und Telekom der aufwändige Breitbandausbau hier nicht. Landkreis und Kommunen planen daher ab 2016, eigenwirtschaftlich die letzten Versorgungslücken zu schließen. Hierfür müssten laut der aktualisierten Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2014 2,8 Millionen Euro für den Kabelverzweigerüberbau (FTTC) investiert werden. Dies wäre wesentlich günstiger als der Glasfaservollausbau, der schätzungsweise 72 bis 104 Millionen Euro kosten würde. Selbst die Umsetzung der deutlich preiswerteren Variante kann die öffentliche Hand nicht allein finanzieren. Noch ist jedoch unklar, mit welchen Förderprogrammen Landkreis und Kommunen beim Ausbau unterstützt werden. Eine Sonderrolle nimmt die Stadt Buchholz ein. Dort hat sich mit Buchholz digital ein Ableger der Stadtwerke auf dem lokalen Markt etabliert (siehe Seite 6).
Die Situation im Landkreis Lüneburg
Im Landkreis Lüneburg lässt sich eine Breitbandkluft zwischen dünn besiedelten Bereichen und den Ballungszentren beobachten, hauptsächlich der Stadt Lüneburg und der angrenzenden Gemeinden, in denen die meisten Haushalte mit hohen Bandbreiten versorgt werden. Dank eigener Projekte haben auch die Einwohner der Samtgemeinde Amelinghausen Zugang zu schnellem Internet.
Beim flächendeckenden Breitbandausbau zogen die Gemeinden bisher nicht an einem Strang. Das finanzielle Risiko und die ungeklärte Förderung ließen nicht alle unterversorgten Gemeinden die Ausbauprojekte befürworten, die der Landkreis und die Wirtschaftsförderung seit Frühjahr 2013 planen.
Mittlerweile passiert im Landkreis Lüneburg aber ganz viel in Sachen Breitbandausbau. Denn der Zugang zum Internet mit hohen Bandbreiten ist ein wichtiger Standortfaktor, sowohl für Privathaushalte als auch für Unternehmen. Nachdem im Juni die Mitglieder des Wirtschafts-, Betriebs- und Straßenbauausschusses in gemeinsamer Sitzung den Breitbandausbau befürworteten, beschloss am 20. Juli auch der Kreistag, dass der Ausbau beginnen soll. Als Ziel wurde formuliert, dass 95 Prozent der Menschen mit Breitbandinternet versorgt werden sollen. Das Gebiet der Gemeinde Amt Neuhaus wird von der Telekom ausgebaut. Im Rahmen des nächsten Kreistags im Oktober soll die Förderung des Breitbandausbaus ausgeschrieben werden, sodass die voraussichtlichen Kosten zur Hälfte vom Landkreis Lüneburg und von den Kommunen getragen werden könnten.
Das sagen die Experten in Osterholz
Dass der volkswirtschaftliche Nutzen einer Breitbandversorgung gegeben ist, davon sind alle Wirtschaftsförderer und Vertreter der Wirtschaft überzeugt. Der volkswirtschaftliche Nutzen sei höher als die Kosten, wissen die Fachleute vom Breitband Kompetenzzentrum Niedersachsen mit Sitz in Osterholz. Der Ausbau kostet in Niedersachsen rund 1,7 Milliarden Euro, so die Hochrechnungen des Kompetenzzentrums. Annähernd 68 Prozent der Menschen in Niedersachsen sind bereits mit Breitbandtechnik versorgt. Das liegt vor allem am hohen Versorgungsgrad in den Städten und Großstädten. In dünn besiedelten Landregionen dagegen liegt der Anteil der unversorgten Menschen noch bei über 70 Prozent.
Von Peter von Allwörden und Catharina Meybohm