Gewachsen in der Epoche des Umdenkens
Das 19. Jahrhundert war geprägt durch herausragende Veränderungen auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet. Diese Zeit wird als die Epoche des Umdenkens, Umgestaltens und Neuordnens in allen Bereichen des menschlichen Lebens bezeichnet. Rückblickend betrachtet war es dennoch nur der Aufbruch in einen neuen Zeitabschnitt, der noch gravierendere Veränderungen und Entwicklungen mit sich bringen sollte. Der Strukturwandel in der sozial geprägten Gesellschaft vollzog sich rasanter, sodass auch die Landwirtschaft und die ihr vor- und nachgelagerten Unternehmen sich den wirtschaftlichen Zwängen nicht entziehen konnten.
Die beschriebene Zeit prägte auch die Entwicklung der Stader Landwirtschaft. Wirtschaftliche Unzulänglichkeiten, die Jahrhundertwende und die Folgen des Ersten Weltkrieges dürften insbesondere die Notwendigkeit der Gründung des „Stader Saatbauvereins“, wie das Unternehmen in den Anfängen hieß, am 14. Mai 1918 unterstützt haben. Die Umwandlung in eine Genossenschaft erfolgte wenige Jahre später.
Mit der Gründung erfolgte unverzüglich die politische Ausrichtung des Unternehmens, in dem über die Züchtung von Gemüsesämereien und über den Versuchsanbau von Körnermais beraten wurde. Am 9. Oktober 1918 wurde bereits der Anbau von vier Kartoffelspätsorten beschlossen und auf den Ausbau der Kartoffelkulturstation hingewiesen, wobei die Erfahrungen einer erfolgreichen Staudenauslese den Anlass gaben.
Der „Kartoffel-Doktor“
Der Durchbruch zur wirtschaftlichen Stabilität und stetigen Entwicklung wurde durch die Übernahme der Geschäftsführung durch Dr. Joachim Köhne im Jahre 1929 vollzogen. Er war zuvor sechs Jahre in Pommern in Kartoffelanbau, Züchtung und Vermarktung tätig gewesen und brachte alle Voraussetzungen für die Bewältigung der hochgesteckten Ziele mit. Noch heute ist der „Kartoffel-Doktor“ bei den Landwirten im Kreis Stade bekannt.
40 Jahre lang arbeitete Köhne für die Stader Saatzucht und trieb unter anderem die Zucht der erfolgreichen Kartoffelsorte „Grata“ voran.
Von Hans-Lothar Kordländer
Web: www.stader-saatzucht.de