Podiumsdiskussion im TuTech-Haus – Thema: Nachhaltige
Stadtentwicklung und Flüchtlingsintegration
Der Harburger Binnenhafen lässt sich nicht auf Hightech-Firmen, Wohnungsbau und maritime Atmosphäre reduzieren – er hat auch eine politische Komponente, die gern und regelmäßig von der Kulturwerkstatt Harburg betont wird. Der Verein organisiert seit Jahren mit großem Erfolg das Harburger Hafenfest „Leinen los!“ und bietet zum Auftakt zumeist am Vorabend eine Podiumsdiskussion im TuTech-Haus an der Harburger Schloßstraße an. Thema diesmal: „Nachhaltige Quartiersentwicklung – wie geht das?“ Tatsächlich stand vor allem ein spezieller Aspekt der Nachhaltigkeit im Mittelpunkt, denn durch die Unterbringung von derzeit etwa 70 Flüchtlingen auf dem Wohnschiff mit dem passenden Namen „Transit“ ist der Channel nun auch zum Integrationsstandort geworden. Harburg zeichnet sich dabei durch eine besondere Willkommenskultur aus, die hamburgweit ihresgleichen sucht.
Klar ist: An jedem Bierstand finden sich beim Hafenfest mehr Interessierte ein als bei einer Podiumsdiskussion. Auch sind es häufig dieselben Leute, die sich für Politik erwärmen. Immerhin saßen etwa 50 Zuhörer im Hörsaal, um sich die Debatte anzuhören und um sich einzuschalten. Einzig Flüchtlinge waren nicht vertreten.
Wie in der März-Ausgabe von B&P berichtet, haben sich rund 100 Ehrenamtliche zusammengetan, um sich um die Flüchtlinge im Binnenhafen zu kümmern. Die Harburger Flüchtlingshilfe hat sogar ein eigenes Büro an der Harburger Schloßstraße. Gorch von Blomberg, Vorstandsmitglied der Kulturwerkstatt, arbeitete zielsicher den besonderen Charme der Initiative heraus: „Da das Wohnschiff zwar lange Zeit angekündigt war, am Ende aber doch recht lange brauchte, bevor es festmachte, hatten wir Zeit, eine Struktur aufzubauen. Dabei geht es und um Hilfe für Bedürftige. Das hat dazu geführt, dass hier heute Leute zusammenarbeiten, die vorher nicht zusammengearbeitet haben. Das finde ich erstmal toll.“
Auch Hans Christian Lied, neuer Chef der Stadtplanung im Harburger Bezirksamt, betonte den Gemeinschaftsgeist, der sich entwickelt habe. Er sagte: „Hilfreich ist dabei gewesen, dass wir hier ein Gebiet in einem Transformationsprozess ha-ben. Die Binnenhafenentwicklung ist nicht abgeschlossen. Da verändert sich noch ständig etwas. Das macht es leichter, sich auch auf das Integrationsthema einzustellen.“
Dr. Ferdaouss Adda ist Koordinatorin für Integration und Sprachförderung am Elbcampus, dem Kompetenzzentrum der Handwerkskammer Hamburg in Harburg: „Die Menschen, die hierherkommen, sind zunächst einmal dankbar. Aber wir sollten ihnen auch ein bisschen Zeit geben. Viele sind traumatisiert.“ Doris Wache vom Harburger Integrationsrat kümmert sich regelmäßig um Flüchtlinge in Harburg: „Ich habe neulich im Café Refugio eine kleine Umfrage zum Thema ‚Was ist dein Hobby?‘ gemacht. 90 Prozent haben geantwortet: Ich lerne Deutsch. Diese Menschen wollen sich integrieren, also brauchen sie dringend die deutsche Sprache. Leider ist der Status bei vielen unklar – auch, weil sie ihren Fingerabdruck in Griechenland oder woanders gemacht haben. Deshalb ist offen, ob sie bleiben können.“ wb