Pflanzenschutztechnik: Die Spritzmaschine misst die Intensität des Blattgrüns und dosiert automatisch
Was haben eine Pflanzenschutzspritze, ein Start- und Landebahn-Enteiser und ein Solesprüher für den Winterdienst gemeinsam? Sie alle versprühen Flüssigkeiten. Und alle drei werden bei Dammann in Hedendorf bei Buxtehude gebaut. Innerhalb von nur zwei Generationen ist hier aus einem klassischen landwirtschaftlichen Betrieb ein Weltmarktführer im Bereich Pflanzenschutzgeräte gewachsen. Und das, weil Gründer Herbert Dammann, ein gelernter Landwirt, schon immer einen Hang zur Werkstatt hatte und irgendwann damit begann, die Technik auf eigene Faust zu verbessern. Heute werden jedes Jahr mehr als 200 Systeme ausgeliefert, ein Großteil davon sogenannte Pflanzenschutzgeräte, wie es korrekt heißt. Die Kunden finden sich in aller Welt – sogar in Chile, wie Unternehmenssprecher Oliver Hoinik verrät: „Pro Jahr verschiffen wir fünf bis sechs Maschinen für Kunden in Chile.“
Als Herbert Dammann 1979 sein Unternehmen gründete, ahnte er vermutlich nicht, wie schnell sich die Dinge entwickeln würden. Irgendwann wurde es in Hedendorf so eng, dass ein neuer Platz für die großen Maschinen gefunden werden musste. So entstand 2006 an der Harsefelder Straße auf halber Strecke nach Grundoldendorf ein neues Firmengelände. Bereits im vorigen Jahr musste das Unternehmen erneut erweitern. Drei Dutzend Metallverarbeitungsbetriebe aus der Region fertigen Teile im Auftrag von Dammann. Die Motoren für die selbstfahrenden Spritzmaschinen liefert Mercedes. Alles andere ist eigene Entwicklung und zeugt von hohem technischen Verstand. In Hedendorf werden alle möglichen Typen entwickelt und montiert. Die Herbert Dammann GmbH beschäftigt heute 130 Mitarbeiter und fünf Auszubildende.
Mit dem „Highlander“ durch die Sonnenblumen
Beim Rundgang durch die Hallen bleibt Hoinik vor einem hochbeinigen Fahrzeug stehen – ein „Highlander“, der hydraulisch so hoch gefahren werden kann, dass unterhalb 1,80 Meter Bodenfreiheit entsteht: „Der wird auf Maisfeldern, vor allem aber Sonnenblumenplantagen eingesetzt“, erklärt Hoinik. In der Test-Halle steht eine Pflanzenschutzspritze mit voll ausgeklappten Auslegern, an der die neuen Entwicklungen erprobt werden. Standard ist eine Spannweite von 36 Metern, es sind auch 42 Meter möglich – danach wird es physikalisch schwierig. Die einklappbaren Ausleger sind mit Düsen bestückt, über die Pflanzenschutzmittel nach dem Prinzip „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ auf dem Feld verteilt werden. Die beiden weit ausladenden „Arme“ halten sich ohne elektronische Unterstützung in der Waage – ein Patent, das der mittlerweile
verstorbene Firmengründer ent-wickelt hat.
Heute wird das Unternehmen von Nadine Dammann geführt. Vor zehn Jahren kam die damals 28-Jährige ins väterliche Unternehmen. Zuvor hatte sie den Beruf der Industriemechanikerin gelernt und Maschinenbau studiert. Vor vier Jahren übernahm sie die Geschäftsführung und führt seitdem motiviert das Familienunternehmen weiter. Die Entwicklung bleibt nie stehen und so müssen sich die acht Mitarbeiter in der Konstruktionsabteilung ständig auf neue Kundenwünsche einstellen. „Wir fertigen in der Regel individuelle Geräte“, sagt Nadine Dammann. Und wenn möglich, kommt zunehmend komplexe Sensorik und GPS-Steuerung zum Einsatz. Mittlerweile gibt es Spritzen, die mit optischen Sensoren ausgestattet sind. Sie erkennen, ob die Pflanzen innerhalb einer Sechs-Meter-Sektion beispielsweise Stickstoffmangel haben. Gemessen wird dies über die Intensität des Blattgrüns – und entsprechend die Spritzmenge dem Bedarf angepasst.