Atemlos in der Kühlzelle

Marketing in eigener Sache: der Junami-Truck ist vor allem auf Messen präsent. Foto: MAL

Gute Ernte, schlechte Preise: So sorgt die Marktgemeinschaft Altes Land stets für frische Äpfel – Die neue Hoffnung heißt Junami

Das Jahr 2014/2015 dürfte in die Geschichte des Alten Landes eingehen. 93 000 Tonnen Äpfel haben die 160 Erzeugerbetriebe geerntet, die sich in der Marktgemeinschaft Altes Land MAL zusammengeschlossen haben. Die MAL hat unter anderem die Aufgabe, das Kernobst in den Handel zu bringen. Doch große Ernten machen wenig Freude. Arnulf Wintjes, Qualitätsbeauftragter der MAL: „So eine Ernte habe ich noch nicht erlebt.“ Will heißen: Der Markt wurde mit Äpfeln geradezu überschwemmt. Da das Prinzip „Großes Angebot – niedrige Preise“ auch im Alten Land gilt, kommt mancher Obstbauer kaum noch auf seine Kosten. Wintjes: „Teilweise lagen die Preise, die wir erzielen konnten, unter den Produktionskosten. Besonders bei den arbeitsintensiven Sorten.“

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Sortenspiegel Hauptsortiment

95 Prozent Äpfel

Die MAL deckt mit ihren Mitgliedsbetrieben etwa ein Drittel der gesamten Anbaufläche in der Region ab. Dazu zählen neben dem klassischen Alten Land auch die Obstanbauflächen nördlich der Elbe – vor allem in der Haseldorfer Marsch. Auf rund 10 000 Hektar Fläche wird hier überwiegend Kernobst angebaut – 95 Prozent Äpfel, fünf Prozent Birnen. Werden alle Betriebe betrachtet, kommt eine Erntemenge von rund 300 000 Tonnen zusammen. In normalen Jahren. Wintjes schätzt, dass es für das Geschäftsjahr 2014/2015 (1. Juni bis 31. Mai) wohl an die 400 000-Tonnen-Marke heranreichen dürfte.

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Der Agrar-Ingenieur sagt: „Entscheidend für die Preisgestaltung ist die Erntemenge in Europa. Und da das Jahr überall gut geerntet wurde, kommen wir auf 13 Millionen Tonnen. Das ist problematisch für den Preis. Landen wir unter zehn Millionen Tonnen, dann sind die Preise gut.“

Hintergrund: Der Handel ist genau im Bilde und sitzt bei den Preisverhandlungen am längeren Hebel. Wenn das Alte Land nicht akzeptiert, werden die Äpfel eben in Italien gekauft. Hauptsache billig. Die gute Ernte spiegelt sich auch im Jahresumsatz der MAL wider: Der dürfte für die vergangene Saison bei 35 Millionen Euro liegen. 2013/14 waren es 42 Millionen, 2012/13 sogar 52 Millionen Euro.

30 Cent pro Kilo

De facto blieben dem Obstbauern im Alten Land 30 Cent pro Kilo. Wintjes: „Davon muss er noch für den Pflanzenschutz, Löhne und Lagerhaltung einiges abziehen. Da bleibt nichts übrig für Investitionen.“ Und die sind dringend nötig. Etwa zehn Prozent des Bestandes werden pro Jahr durch Neuanpflanzungen ausgetauscht. Die Standzeit einer Apfelplantage beträgt zehn Jahre. Wintjes: „Danach wird der Ertrag schwächer. Auch die Qualität sinkt.“

Doch was soll gepflanzt werden, wenn der Markt eh schon angespannt ist? Wintjes hat darauf eine Antwort: „Junami – das ist der Apfel der Zukunft.“ Junami ist eine Kreuzung als Elstar, Maigold und Idared, kreiert in Holland. Die MAL hat sich die Exklusivrechte für den Vertrieb dieser Sorte in Norddeutschland gesichert. Nur MAL-Mitglieder dürfen Junami anbauen. Wintjes: „Das ist unsere Spezialität. Eine Clubsorte, die nur über die MAL zu beziehen ist.“ Die Erzeuger hatten sich zuvor auf einer Mitgliederversammlung dafür entschieden, diese Sorte anzubauen. Mittlerweile sind an die 500 000 Bäume gepflanzt worden, die in den kommenden Jahren Junami liefern sollen. Wintjes: „Das ist noch wenig – die Erntemenge wird bei 5000 Tonnen liegen. Aber wir sind sicher, dass dieser Apfel einen guten Preis erzielen wird.“

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