In Schwinge bauen zwei Landwirte Wärme an

Foto: Hans-Lothar KordländerLandwirt Andreas Meybohm setzt seit 2010 auf Energieerzeugung. Im Hintergrund: die Biogasanlage in Schwinge. Foto: Hans-Lothar Kordländer

Andreas Meybohm und Horst Tomforde versorgen Haushalte im Ort und erzeugen Strom

Die Preise für Ferkel waren dürftig, auch die Bullenpreise konnten nicht überzeugen und die Getreidepreise bewegten sich im Keller: Das war 2010 für die Schwinger Landwirte Andreas Meybohm und Horst Tomforde der Anlass, nach ertragreicheren Alternativen auf ihren Höfen zu suchen. So entschieden sie sich für den Bau einer Biogasanlage und gründeten eine Gesellschaft unter dem Namen „Bioenergie Schwinge“.

Zunächst wurde die Biogaserzeugung als privilegierte Anlage gebaut. „Wir waren der Meinung, auch kleine Biogasanlagen können attraktiv sein“, sagt Meybohm. „Also haben wir uns in die Biogaserzeugung gestürzt, was natürlich mit hohen Investitionen verbunden war.“

Einige Jahre später wurde für die Anlage, die etwas außerhalb des Dorfes liegt, doch noch ein Bebauungsplan aufgestellt. Heute ist die Anlage für 600 Kilowatt ausgelegt. Das Gas wird zu Motoren an drei Standorten geführt, die dort Strom erzeugen. Die dabei anfallende Wärme wird an private Haushalte und an einen Betrieb mit Hähnchenställen geliefert. „Dafür mussten wir jeweils eine zwei Kilometer lange Leitung zur Beförderung des Gases legen“, erläutert Meybohm. In Schwinge stieß das Wärmeangebot auf Interesse: Seit 2011 werden 25 Haushalte in der Nachbarschaft mit Wärme beliefert.

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Mit den Hauseigentümern sind damals Verträge über zehn Jahre abgeschlossen worden. „Allerdings erfolgt nur eine Teilversorgung“, sagt Meybohm. „Wir können natürlich nur soviel Wärme abgeben, wie wir haben.“ Die Abnehmer, die alle einen Wärmeaustauscher in ihrem Keller haben, bekommen heißes Wasser ins Haus geliefert und können über die Wärmeaustauscher die Energie aus dem Wasser auf den eigenen Heizkreislauf übertragen. Für den Fall, dass nicht genügend heißes Wasser zur Verfügung steht, haben alle Abnehmer zusätzlich eine Heizung im Haus.

Seit der Einführung des novellierten „Erneuerbare-Energie-Gesetz 2014“ (EEG), das doch einige Veränderungen mit sich brachte, rechnen sich Meybohm und Tomforde bei einer Erweiterung ihrer Anlage nichts mehr für sich aus. „Uns reicht die Größe.“ Gespeist wird die Schwinger Biogasanlage jährlich mit den Erträgen von 200 Hektar Mais, 70 Hektar Gras sowie Gülle aus den Betrieben Meybohm und Tomforde und auch der Gülle eines Landwirts aus einem Nachbardorf. Die nachwachsenden Rohstoffe werden in die Anlage gefüllt. Dann zersetzen Bakterien das Grüngut und erzeugen dabei Gas, mit dem die Motoren angetrieben werden. „Die Anlage wird täglich mit 22 bis 23 Tonnen Mais und zwei Tonnen Gras gefüttert“, erläutert Meybohm.

Das Grüngut durchläuft zunächst den Fermenter, kommt dann in den Behälter zum Nachgären und wird schließlich im Endbehälter aufgenommen. „Das Substrat bringen wir als natürlichen Dünger auf den Feldern aus“, sagt Meybohm. „Alles wird bodennah mit Schleppschläuchen in den Ackerboden einge-arbeitet.“

Wie der Pressedienst des niedersächsischen Landvolks mitteilte, besteht im Gegensatz zu Strom aus Sonne oder Wind bei Biogasanlagen die Möglichkeit, bedarfsgerecht Strom zu erzeugen. Darin liege die Stärke dieser Art der Energiegewinnung, die für bestehende Anlagen eine Zukunftschance biete, so Harald Wedemeyer, Experte für erneuerbare Energien beim Landvolk. Er ist überzeugt, dass diese Perspektive dem zurzeit geringen Zubau von Biogasanlagen wieder Auftrieb verleihen könne. Dieser wurde vom Bundeswirtschaftsministerium 2014 auf 100 Megawatt gedeckelt. Wedemeyer: „Der Deckel wird bei weitem nicht erreicht.“ Mit künftig durchzuführenden Ausschreibungsverfahren für die Förderhöhen nach dem EEG sollen wieder Anreize für den Bau neuer Anlagen geschaffen werden.

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