100 Jahre Erfahrung: Direktvermarktung auf höchstem Niveau
Ein Jahrhundert Marktgeschäft – das prägt. Es gibt kaum eine andere Vertriebsart, die einen derart direkten Kundenkontakt ermöglicht. Der Elstorfer Geflügelhof Schönecke ist mit der Direktvermarktung groß geworden. Was in den Stallanlagen auf dem Taterberg bei Ardestorf produziert wird, landet ohne Zwischenstopp im Verkaufswagen oder in der Ladentheke – pro Jahr rund 15 Millionen Eier.
Die Käfighaltung wurde bereits vor Jahren abgeschafft, wie Ruth Staudenmayer sagt. Gemeinsam mit ihrem Mann, Henner Schönecke, führt sie die Geschäfte des Traditionsunternehmens und konzentriert sich dabei vor allem auf den Vertrieb und das Marketing. 38 000 der 55 000 Legehennen werden im Freiland gehalten. Die Tiere haben reichlich Auslauf. Mittlerweile ist die Käfighaltung EU-weit untersagt.
De facto gibt es zwei Gesellschaften – den produzierenden Landwirtschaftlichen Betrieb Henner Schönecke und die für den Vertrieb zuständige Geflügelhof Schönecke GmbH. Nach außen ist allerdings immer vom Geflügelhof Schönecke die Rede. Der betreibt zwei moderne Marktfahrzeuge, mit denen sieben Wochenmärkte beliefert werden. Wobei zu sagen ist: Auf dem Harburger Wochenmarkt, der Wiege des Betriebes, ist Schönecke an sechs Tagen in der Woche präsent. Die Märkte in Jork, Altkloster, Neu Wulmstorf, Neugraben, Jesteburg und Winsen werden jeweils tageweise beliefert. Die Expansion auf weitere Wochenmärkte ist derzeit ein aktuelles Thema im Betrieb. Drei feste Schönecke-Filialen gibt es darüber hinaus in den Hamburger Einkaufszentren Mercado/Altona, Wandsbeker Quarree und Tibarg-Center/Niendorf. Die Filiale im Harburger Phoenix-Center wurde bereits vor Jahren geschlossen – dort hatte sich ein eher gastronomischer Schwerpunkt entwickelt, der nicht ins Unternehmenskonzept passte. Ruth Staudenmayer: „Wir hätten dort einen florierenden Imbiss betreiben können, aber wir wollen unsere Produkte verkaufen – das ist das Ziel.“
Aus dem Hof mit ur-landwirtschaftlicher Eierproduktion, wie sie in den vorherigen Ausgaben von Business & People beschrieben wurde, ist heute ein regionaler Rund-um-Versorger geworden. Zur Produktpalette zählen außer Eiern Geflügel von der Wachtel bis hin zu Ente, Gans und Pute, Geflügel-Aufschnitt, Ei-Produkte, Label-Rouge-Produkte (Freiland-Maishähnchen aus Frankreich), Wildgeflügel, Bio-Geflügel (zum Teil spezielle Rassen), Suppen, Snacks und natürlich der beliebte „Eierschluck“ (Likör), den es neuerdings auch in der Schoko-Variante gibt.
Der Markthandel hat allerdings auch seine Tücken, wie Ruth Staudenmayer sagt. Sie weiß von einem regelrechten Markthändler-Sterben. Viele Betriebe geben auf, auch weil es immer schwieriger wird, den verschärften Vorschriften gerecht zu werden. Sie sagt: „Besonders im Lebensmittelbereich trauen sich heute viele Produzenten nicht mehr zu, die Wochenmärkte zu beliefern.“ Das Unternehmen Schön-ecke geht den umgekehrten Weg: „Wir besinnen uns zurück auf den Markt. Aber hätten wir nicht unsere Filialen in der Metropole eröffnet, wären wir nicht da, wo wir heute sind. Dort mussten wir im direkten Wettbewerb bestehen und haben gelernt, ein Markenverständnis zu entwickeln.“
Dazu zählt nicht nur ein Corporate Design, sondern auch Präsenz im Internet (siehe unten). Und Mut: Als erstes Unternehmen der Branche wird sich Schönecke komplett von der klassischen Eierpappe verabschieden und die Produkte künftig in der neuen Egg-Box anbieten. Egg wie Ei – und wie eckig . . . wb
Schlachtfrische Ware aus dem Internet
Nach Heinrich I., Heinrich II und Heiner Schönecke ist der Geflügelhof unter Führung von Henner Schönecke seit wenigen Jahren im Internet-Zeitalter angekommen. Das heißt: Wer frisches Geflügel bestellen möchte, kann dies im Online-Shop erledigen. 2009 wurde der Shop eingerichtet, weil der „Stern“ über Schönecke berichtete und der Redakteur anmerkte, dass das Magazin ja nicht nur in Hamburg gelesen werde. Also wurde in Rekordzeit ein Internet-Angebot geschaffen, wie sich Ruth Staudenmayer erinnert. Die erste Kundin, eine pensionierte Unternehmensberaterin, stammte aus dem Karwendelgebirge bei Berchtesgaden. Ruth Staudenmayer: „Eines Tages stand hier eine Dame im Büro und stellte sich mit Namen vor – es war unsere erste Online-Kundin, die spontan nach Norddeutschland gefahren war, um sich das hier mal vor Ort anzuschauen. Einfach unglaublich.“ Die neue Reichweite spornte an, auch wenn das Online-Geschäft noch deutlich zulegen könnte, wie die Geschäftsführerin einräumt. Der Trend sei jedoch positiv: „Wir sind weit über Plan. Und der war optimistisch. Ich bin sehr gespannt auf das diesjährige Weihnachtsgeschäft.“
Online wird frische Ware angeboten. Heute ge-schlachtet, morgen beim Kunden – genau wie auf dem Wochenmarkt. Das Spektrum reicht vom Freilandhähnchen über Perlhuhnschenkel und Puten-keule bis hin zu delikaten Wachtelbrustfilets. Das Geflügel erreicht den Besteller in einer isolierten Kühlbox. Da es nicht gefrostet wird, kann es nach Erhalt sogar eingefroren werden. wb
>> Web: www.schoenecke.de