Hamburg ein Technologiestandort? Diese Frage würden wohl nur Insider mit Ja beantworten, denn zunächst kommen den meisten beim Stichwort Hamburg eher Begriffe wie Hafen, Handel, Tourismus und Dienstleistung in den Sinn. Tatsächlich gibt es jedoch eine Menge technologieorientierter Unternehmen – et-wa 200 hat das Bezirksamt Harburg unlängst allein im Süden der Hansestadt identifiziert. Und: Hier ist mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg auch das wissenschaftliche Zentrum im Technologiebereich angesiedelt. Dass Hamburg dennoch von außen kaum als Technologiestandort wahrgenommen wird, hat Dr. Helmut Thamer, bis Ende Oktober Geschäftsführer der TuTech Innovation GmbH, und Christoph Birkel, Geschäftsführer des hit-Technoparks in Bostelbek, im Verbund mit weiteren Aktiven dazu animiert, die Dachmarke „TecHub Hamburg“ anzuschieben, unter der die Technologieunternehmen der Metropolregion Hamburg künftig weltweit vermarktet werden könnten. Doch der überfällige Vorstoß trifft nicht überall auf Begeisterung. So wurde die Wirtschaftsbehörde jetzt aufgefordert, die Gründung einer „Technologiepark Hamburg GmbH“ zu prüfen. Auch die Handelskammer ist eher verhalten. Hinter allem schwebt die Frage, unter welcher Verantwortung das Thema Technologie künftig stehen soll.
„Uns fehlt ein Sprachrohr nach außen”
Schon bei den ersten Sitzungen zeichnete sich ab, dass Thamers und Birkels Initiative Begehrlichkeiten wecken könnte. Ihr Ansatz: Während im Zuge der „Innovations-Allianz Hamburg“ darüber nachgedacht wird, „Hamburg Innovation Ports“ (HIP) oder „Forschungs- und Innovationsparks“ an den Standorten Harburg, Altona und Bergedorf einzurichten, ist in Harburg doch längst alles vorhanden. Und zwar über Jahrzehnte organisch gewachsen – da müsse nichts neu initiiert,nur Vorhandenes gebündelt werden. Christoph Birkel: „Das ist unser großer Vorteil. Das einzige, was fehlt, ist ein Sprachrohr nach außen, um Hamburg als Technologiestandort bekannt zu machen.“ Er sieht in der Hamburger HIP-
Initiative den Versuch, zuerst ein Sprachrohr zu schaffen, um dann Technologieansiedlungen zentral in Parks oder Ports zu betreiben.
Auch Thamer sagt: „Wir dürfen dieses Thema nicht lokal auf vorher festgelegte Standorte begrenzen. Harburg ist ganz klar der ausgewiesene Technologiestandort in Hamburg. Hier ist alles vorhanden, es muss nur in der Außenwahrnehmung gebündelt werden. Bislang machen alle Aktiven ihr eigenes Marketing – die TU, die TuTech, der hit-Technopark, der Channel Hamburg e.V. und die Süderelbe AG. Jeder für sich betrachtet ist aber zu klein, deshalb unsere Tec-Hub Hamburg-Initiative. Unter diesem Dach können wir gemeinsam auftreten – und zwar nicht nur für Harburg, sondern für ganz Hamburg und die Metropolregion.“
Harburger Initiative will den Technologiestandort Metropolregion Hamburg weltweit bekannt machen, doch das weckt Begehrlichkeiten – Gespräch mit Dr. Helmut Thamer und Christoph Birkel
Birkel ist davon überzeugt, dass eine strategisch motivierte Verordnung eines HIP am Standort X nicht erfolgversprechend sei. Der hit-Technopark habe beispielsweise ganz klein begonnen und sei über 30 Jahre gewachsen – ein steter Prozess von unten, aber viel gesünder als ein Plan von oben. Thamer sieht es genauso: „Bei der Gründung der TU Hamburg-Harburg und der Wahl des Standorts dachte niemand daran, dass sich im Umfeld ein Technologiepark entwickeln könnte. Universitäten, die auf der grünen Wiese errichtet wurden, waren diesbezüglich besser aufgestellt – siehe Dortmund oder Bremen. Die TUHHsollte eigentlich nach Neuland, doch dann wurde sie mitten in die Stadt gebaut. Bis heute ist sie da ein Fremdkörper ohne Erweiterungsfläche.“
Inhomogener Technologiepark
Technologieunternehmen hat die TU dennoch angezogen – die sind jetzt im Hamburger Süden verstreut. Manche im hit-Technopark, andere im Channel/Binnenhafen, wieder andere auf irgendwelchen Gewerbeflächen. Nach Thamers Überzeugung eine Folge der damaligen TU-Standortentscheidung. Ein homogener Technologiepark mit TU-Anbindung konnte mangels Fläche nicht entstehen, also bildete sich ein inhomogener Technologiepark.
In der Handelskammer Hamburg und in der Wirtschaftsbehörde hängen die Verantwortlichen dennoch der Idee homogener Technologiestandorte nach. Thamer und Birkel, die mittlerweile auch die anderen Harburger Aktiven überzeugt haben, wollen dennoch den Versuch starten, von Harburg aus für die Technologie in ganz Hamburg zu sprechen. Birkel: „Hier im Süden sitzt die Luftfahrt. Die Unternehmen sollen eingebunden werden.“ Mit Mercedes ist ein weiterer Arbeitgeber aus der Top-Ten-Liste Hamburgs in Harburg zu Hause. Hinzu kommen zahllose kleine und mittelständische Firmen.
Thamer: „Unser Ziel ist es, in Abstimmung mit der Stadt eine TecHub Hamburg GmbH zu gründen, die den Technologiestandort Hamburg international vermarktet. Es geht um eine Dachmarke, unter der alle Interessen gebündelt werden. Die Identität der Unternehmen und Institutionen bleibt dabei völlig erhalten, aber die Reichweite wird globalisiert.“
Thamer, seit Jahren auf dem Technologieparkett zu Hause, stünde bereit, innerhalb so einer GmbH Verantwortung zu übernehmen. Er stellt aber auch klar: „Die Mitwirkung in einer von der Wirtschaft getragenen GmbH würde mich schon reizen. Nach 22 Jahren Leitung einer städtischen GmbH bieten andere Lösungen keinerlei Anreiz mehr.“ Auch Birkel sagt: „Wir wollen das gemeinsam mit der Hansestadt machen, aber den Hut haben wir auf.“
Für den Fall, dass die Vorbehalte der Behörden und der Handelskammer überhand nehmen und tatsächlich eine städtische „Technologiepark Hamburg GmbH“ ins Leben gerufen wird, kündigen beide für 2015 an: „Dann gründen wir unter dem Namen TecHub Hamburg eine kleine, aber schlagkräftige Promotion-GmbH für den Hamburger Süden.“