Grundt GmbH in Buchholz: Bitte vorsichtig eintauchen . . .

Transferdruck

Wer immer sich dieses Verfahren ausgedacht hat, verdient Respekt, denn da muss erstmal jemand drauf kommen: Es geht um Wassertransfer-Druck. Mit dieser Technologie, die ihren Ursprung in den 80er-Jahren in der Automobilindustrie hat,  lassen sich dreidimensionale Objekte im Zuge eines (Ein-) Tauchvorganges lackieren. Die Grundt GmbH in Buchholz bietet Wassertransfer-Druck für die Serienfertigung an und empfiehlt sich damit als Partner für die Industrie. Sogar Großserien können an der Maurerstraße im Buchholzer Gewerbegebiet bewältigt werden – wenn das Objekt eine gewisse Größe nicht überschreitet.

Im Zentrum des Lackiervorganges steht ein zwei mal ein Meter großes Wasserbecken mit einer Tiefe von 80 Zentimetern. Das Dekor kommt in fester Form daher – auf einer Trägerfolie, die blasenfrei auf die Wasseroberfläche gelegt wird. Produktionsleiter Rainer von Fintel: „Das Wasser hat 32 Grad. Die Folie weicht eine gute Minute ein und wird dann mit einem chemischen Aktivator besprüht. Der Lackfilm auf der Folie wird nun so elastisch, dass er sich auf ein dreidimensionales Objekt ziehen lässt.“ Zum Beispiel auf die Kunststoffschale eines Außenspiegels für Autos. Die Schale wird durch den Dekorfilm auf der Oberfläche so eingetaucht, dass sich keine Lufteinschlüsse bilden können. Das Dekor umschließt das Objekt, haftet sofort. Anschließend werden die Reste der Trägerfolie maschinell abgespült. Die Objekte werden vor dem Tauchvorgang lackiert, nach dem Spülen und Trocknen mit Klarlack überzogen. Und schon hat der Autospiegel die typische Carbon-Optik . . .

6000 Gehäuse pro Woche . . .

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Der Vertrieb des Wassertransfer-Drucks ist Aufgabe von Anja Hoffmann. Sie  berichtet von einem Auftrag, der das Unternehmen vor wenigen Jahren vor besondere Herausforderungen stellte: Es ging um die Lackierung der Gehäuse von Flexi-Hundeleinen. Der Hersteller hatte eine neue Designlinie herausgebracht. Zwei Jahre lang wurden bei Grundt Woche für Woche 6000 Gehäuse im Tauchverfahren bunt-gemustert veredelt, exakt: 12 000 Gehäusehälften. Anja Hoffmann: „Das war eine große logistische Herausforderung. Damals haben wir gelernt, wie die Großserie funktioniert.“ Rainer von Fintel: „Heute sind wir in der Lage, Aufträge dieser Größenordnung anzunehmen und die Produktion sehr schnell hochzufahren.“

Wassertransfer-Druck (Markenname „effect-plus“) ist eigentlich prädestiniert für die industrielle Fertigung, kann jedoch auch auf Kleinserien und sogar Einzelstücke angewendet werden. Der Preis für so eine Lackierung liegt etwa 30 Prozent über dem des Standardverfahrens. Das Ergebnis ist von der Haltbarkeit her identisch.

In Buchholz werden bis heute Serienlackierungen vorgenommen – beispielsweise für ein Wärmetechnikunternehmen, das die Aluminium-Streben für die im Boden montierten Lüftungsschächte (Konvektoren) in Holz- und Marmoroptik anbietet. Alu-Felgen mit Wurzelholzdekor? Das ist zwar stilistisch speziell, technisch aber kein Problem, auch wenn durch die komplexe Form mehrere Tauchvorgänge und vorheriges Abkleben der fertigen Flächen notwendig sein kann. Oder: Zink-Urnen lassen sich auf diese Weise mit Marmordesign versehen. Handy-Schalen mit Wassertropfenoptik? Ein Tauchvorgang – schon passiert.

Anja Hoffmann: „Wir bedienen uns aus einem Fundus von 700 Folien mit unterschiedlichen Dekoren. Die Folien sind transluzent. Die Grundfarbe scheint also durch. Dadurch ergeben sich zahllose optische Effekte und Varianten.“

Zahllose optische Effekte möglich

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Theoretisch ist es sogar möglich, ein ganz individuelles Design zu bestellen – übrigens in Taiwan, dort sitzt der Folienhersteller. Anja Hoffmann: „Dazu müssen dann aber mindestens 250 Quadratmeter Folie bestellt werden. Außerdem wird eine spezielle Druckwalze gefertigt – das kostet zusätzlich etwa 5000 Euro.“ Die Walze geht zwar in das Eigentum des Auftraggebers über, aber so ein Aufwand lohnt allenfalls, wenn tatsächlich eine Großserie produziert werden soll.

Unter dem Strich geht es um die Veredelung von Bauteilen aller Art. Alles, was sich lackieren lässt und nicht zu groß ist, kann auch per Wassertransfer bearbeitet werden – theoretisch sogar Holztüren, wobei das Holz keinen Kontakt zum Wasser haben darf, was die Vorbehandlung sehr aufwendig macht. Rainer von Fintel: „Es sieht einfacher aus, als es tatsächlich ist.“

Die klassische Industrielackierung

Die Grundt GmbH war auf das Verfahren durch einen Farbenlieferanten aufmerksam gemacht worden. Im Industriebereich gibt es laut Anja Hoffmann deutschlandweit allenfalls eine Handvoll Anbieter, die Wassertransfer-Druck in Großserie beherrschen. Dass Grundt mit großen Stückzahlen umgehen kann, zeigen aber auch andere Beispiele aus dem Bereich der klassischen Industrielackierung. So werden in Buchholz bis heute Deckenverkleidungen für die Schweizer Bahn lackiert. Für Reemtsma wurden im Zuge einer Merchandisingkampagne 1200 Bierzeltgarnituren für Gastronomiebetriebe  mit einem speziellen Lack überzogen, bedruckt und mit Klarlack versehen. Grundt arbeitet unter anderem mit Spezial- und Struktur-lacken von Mankiewicz, Weltmarktführer mit Hauptsitz in Wilhelmsburg. Anja Hoffmann sagt: „Ob Groß- oder Kleinserie – durch den Wassertransfer-Druck haben wir uns zu einem Partner für die Industrie entwickelt. Wir beherrschen den Umgang mit hohen Stückzahlen.“ wb

>> Web: www.effect-plus.de