Konsalt-Geschäftsführerin Margit Bonacker über sieben Jahre BID Lüneburger Straße in Harburg.
Fast hätte Harburg 2008 den ersten Business Improvement District (BID) in Hamburg erhalten, doch dann wurde es immerhin der vierte: Kurz vor Ablauf der zweiten BID-Periode zieht Margit Bonacker, Geschäftsführerin und Inhaberin der konsalt Gesellschaft für Stadt- und Regionalanalysen und Projektentwicklung mbH, Bilanz. Für konsalt endet die Rolle als Taktgeber und Umsetzer Mitte Oktober 2016 – Gelegenheit, einmal nachzufragen, was sich in den fast sieben BID-Jahren verändert hat.
Die Lüneburger Straße führt als Fußgängerzone mitten durch die Harburger Innenstadt und verbindet die beiden markanten Einzelhandelsstandorte Karstadt und Phoenix-Center. Das Karstadt-Haus ist ein Harburger Klassiker und seit Jahrzehnten vor Ort. Das Phoenix-Center ist seit gut zehn Jahren bahnhofsnah ein beliebtes Shopping-Ziel, aber auch ein Grund für die Beschleunigung der Einzelhandels-Erosionen, die die einstige Einkaufsmeile Nummer eins bereits vor der Center-Eröffnung 2004 erfasst hatte. Auf dem Tiefpunkt der Entwicklung wurde Harburg BID-Standort – im zweiten Anlauf war es der Stadt und konsalt gelungen, gegen teils massiven Widerstand der Anlieger am Ende eine große Mehrheit für das BID zu bekommen. Nun waren alle Grundeigentümer per Gesetz verpflichtet, einen finanziellen Beitrag zur Aufwertung des Standortes zu leisten.
552 000 Euro Startgeld
Margit Bonacker: „Für die ersten drei Jahre standen uns ab 2009 damit 552 000 Euro zur Verfügung – für die personelle Betreuung und Investitionen. Ich war damals in Vorleistung getreten; auch mit dem Risiko, dass das BID nicht zustande kommt. Von der ersten Idee im Jahr 2006 bis zum Start dauerte es immerhin drei Jahre.“ In dieser Phase wurde ein erster Maßnahmenkatalog erarbeitet, der das Ziel hatte, den maroden Einzelhandelsstandort zu reanimieren: Die Lüneburger Straße sollte „aufgeräumt“ werden, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Schon damals wurde der „Schmuddeltunnel“ – die unterirdische Verbindung zur Seevepassage – als starkes Hemmnis für die erhoffte Wanderbewegung zwischen Karstadt und dem Phoenix-Center diagnostiziert.
Gut 100 Grundeigentümer, darunter einige Erbengemeinschaften, waren an dem Prozess beteiligt – nicht nur finanziell, sondern auch konstruktiv und gestaltend. Sie standen für die insgesamt 64 Grundstücke entlang der Fußgängerzone. In den ersten drei Jahren erhielten die Bäume sogenannte Baumscheiben, Bänke wurden erneuert, Beete angelegt und gepflegt sowie die Erneuerung der Weihnachtsbeleuchtung in Angriff genommen. Graffiti wurde der Kampf angesagt. Margit Bonacker: „Das Phoenix-Center hatte einen Saugeffekt auf die Lüneburger Straße. Namhafte Filialisten wechselten in das Center. Damals hatten wir plötzlich sieben oder acht Ein-Euro-Läden – das löste bei den Grundeigentümern ein Trauma aus.“
Die Notbremse gezogen
Tatsächlich war Harburg immer ein recht lukrativer Einkaufsstandort gewesen – messbar an den veritablen Mieteinnahmen. Nach 2004 verkam die Lüneburger Straße zusehends zur Ramschmeile. Bis die Grundeigentümer die Notbremse zogen und auf BID-Kurs einschwenkten.
Als Hamburg das BID-Gesetz aufgrund von Klagen überarbeiten musste, kam es 2012 zu einer fast achtmonatigen Lücke, die die Harburger Grundeigentümer aus eigenem Antrieb überbrückten. Konsalt konnte weitermachen. 2013 startete dann das „BID Lüneburger Straße 2“ – nun mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Branchenmix und Marketing. Margit Bonacker: „Wir werden in Harburg niemals der Mönckebergstraße Konkurrenz machen, aber es ist möglich, ein gutes mittleres Niveau zu schaffen, das Anreize bietet, zum Shoppen zu gehen.“ Sie attestiert der Lüneburger Straße eine fühlbare Imageverbesserung: „Der Standort Harburg ist heute auf der Landkarte“. Dies zeige sich unter anderem an dem hohen Kaufinteresse von Investoren.